Spielberg-GP: Rosberg peilt den Hattrick an

Mercedes steht im Blickpunkt, doch Lewis Hamilton schweigt. Beobachter sehen die Ruhe vor der nächsten Teamattacke.

Spielberg. Keine Partyfotos, kein Selfie mit einem anderen Star – der an sich überaus mitteilungsfreudige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hält sich vor dem Formel-1-GP in Österreich bedeckt. Der Mercedes-Pilot wolle momentan eben nichts überbewertet wissen, sich nicht ins Gerede bringen, kurz: seine Ruhe haben. Das Idyll in Spielberg kommt ihm da gerade recht, sein Rennstall quartierte die Piloten wie gewohnt im mondänen Schloss ein. Vornehm abgeschieden und doch mittendrin.

Der Brite, 31, scheint auch ins Grübeln gekommen zu sein. Zwei Jahre lang galt er (auch teamintern) als unantastbar, leistete sich kaum Patzer, dominierte nach Belieben – und wurde Weltmeister. Widersacher Nico Rosberg musste es mitansehen, nur in dieser Saison ist plötzlich alles anders. Hamilton beging Fehler und wurde durch Technikpannen gestoppt, Rosberg ließ den ungeliebten Weggefährten mit fünf Siegen aus neun Rennen deutlich hinter sich.

Auch ist der Deutsche ein Spielberg-Spezialist, gewann beide Auflagen seit 2014. Der Hattrick würde den Druck auf Hamilton erhöhen: Der dreimalige Champion (117 Punkte) liegt 24 Punkte hinter Rosberg (141). Andererseits: Ein Sieg und Hamilton wäre wieder ganz vorn dabei.

Kühler Kuschelkurs

Der GP von Baku war sinnbildlich für Hamiltons Saison: ein Crash in der Qualifikation, Schwierigkeiten mit dem Elektromotor und ein grandioser Sieg von Rosberg. Der Wiesbadener kontert den Briten auch abseits der Rennstrecken nachhaltiger aus, verächtliche Aussagen über Sicherheitsbedenken drängten Hamilton ins Abseits.

Der Brite wirkte zwar friedvoll, doch nicht wenige Beobachter in der Boxengasse vermuten dahinter ausnahmslos emotionslose Taktik. Sogar Rosberg stimmte dem zu. Denn trotz all der Probleme seines Rivalen – diese Erkenntnis ist für die in Spielberg offenbar vergebens um die breite Gunst des Publikums bemühte Motorsportserie fatal –, sei Hamilton „weiterhin mein schärfster Rivale“. Den Kuschelkurs des Briten kommentierte der Deutsche kühl: „Der Grundrespekt ist immer da, aber es wird wieder Schwierigkeiten geben.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2016)

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