Formel 1: Eine Stallorder ist nicht mehr ausgeschlossen

(c) GEPA pictures
  • Drucken

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff verliert angesichts der ausufernden Rivalität zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg die Geduld. Er fordert: „Ich will keinen Kontakt mehr zwischen meinen Piloten auf der Strecke.“

Spielberg. Für die Briten sind die Formel-1-Streithähne Lewis Hamilton und Nico Rosberg „böse Schuljungen“. Nach dem neuerlichen Zoff riss auch Teamchef Toto Wolff der Geduldsfaden. „Ich werde meinen Kopf in einen Eimer mit Eis stecken“, sagte der sonst so besonnene Mercedes-Manager vor seiner Abreise aus Spielberg. Denn einen kühlen Kopf wird der Österreicher bei den Krisengesprächen mit seinen beiden Piloten im Vorfeld des nächsten Formel-1-Rennen in Silverstone am kommenden Sonntag brauchen.

Selbst eine Stallorder schließt der Mercedes-Motorsportchef als Konsequenz aus dem Unfall in der letzten Runde zwischen Österreich-Sieger Hamilton und Rosberg nicht mehr aus. „Vielleicht muss man unpopuläre Entscheidungen treffen und sie einfach nicht mehr gegeneinander fahren lassen“, sagte er. „Wenn die beiden das nicht begreifen, sich nicht ins Auto zu fahren, dann werden wir für sie nachdenken müssen.“

Der britische Weltmeister und der WM-Führende aus Deutschland werden sich in England von ihrem Boss einiges anhören müssen. „Es wird keine heiligen Kühe geben“, kündigte Wolff an. Schließlich war es nicht das erste Mal in dieser Saison, dass es zwischen seinen silbernen Kontrahenten auf der Strecke gekracht hatte. Beim GP von Spanien im Mai schossen sich die beiden schon kurz nach dem Start aus dem Rennen. In Spielberg hatte Rosberg kurz vor dem Ziel versucht, das Überholmanöver von Hamilton zu verhindern und seine Führung zu verteidigen. Letztlich schadete sich der Deutsche selbst. Statt Sieg blieb nur der vierte Platz in einem demolierten Auto. Die Rennleitung gab ihm die Schuld und belegte ihn noch mit einer Zehn-Sekunden-Strafe.

„Ich habe es satt“

Wolff legte sich anders als Teamaufsichtsratschef Niki Lauda öffentlich nicht fest, „aber ich habe meine Meinung“. Er habe es „satt, das zu analysieren. Nach Barcelona dachten wir eigentlich, sie haben daraus gelernt“, meinte er und forderte: „Ich will keinen Kontakt mehr zwischen meinen Piloten auf der Strecke. Eine Kollision zwischen zwei Teamkollegen ist ein No-Go in jedem Team.“ Seine Fahrer müssten auf eine Stallorder hören. Zumindest bei Hamilton wird er einige Überzeugungsarbeit leisten müssen. „Ich will Rennen fahren, deshalb bin ich hier. Als Rennfahrer willst du keine Teamorder“, sagte der 31-jährige Brite. Rosberg würde so eine Entscheidung hingegen akzeptieren.

Bislang hatte Mercedes seinen Piloten freie Fahrt gelassen – und damit trotz der Silber-Dominanz wenigstens für Unterhaltung mit dem Reiz-Duell gesorgt. (w/ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Motorsport

Formel 1: Der Teamkollege ist dein größter Feind

Der nächste Crash der Silberpfeile in der letzten Rennrunde des GP von Spielberg spaltet die PS-Szene. Lewis Hamilton gewann, Nico Rosberg wurde Vierter - der Wettlauf um Erklärungen von Niki Lauda und Toto Wolff irritiert.
AUTO-PRIX-F1-AUT
Motorsport

Nächste Mercedes-Drängelei - und Hamilton gewinnt

Lewis Hamilton feiert in Spielberg den dritten Saisonsieg, doch die nächste Kollission mit Nico Rosberg sorgt für Gesprächsstoff. Max Verstappen wird Zweiter und beschert Red Bull das erste Spielberg-Podest.
Formula 1 -Austria Grand Prix
Motorsport

Hamilton gewinnt Spielberg-Qualifying

In 1:07,922 Minuten zerlegt der Brite Lewis Hamilton die Konkurrenz, Rosberg wird Zwieter - aber wegen des Unfalls im Training um fünf Startplätze zurückversetzt. Hülkenberg überraschte.
FORMEL 1-GP VON OeSTERREICH: TRAINING
Sport

Schwerer Unfall von Kwjat beim Qualifying in Spielberg

Der Russe krachte gegen die Leitplanken, konnte sich aber ohne gröbere Verletzungen befreien. Zuvor hatte es bereits einen rätselhaften Unfall von Nico Rosberg gegeben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.