Niki Lauda: Als die Formel-1-Welt stillstand

Archivbild - Niki LAUDA  UNFALL NUERBURGRING 1976
Archivbild - Niki LAUDA UNFALL NUERBURGRING 1976(c) APA
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Der Feuerunfall des dreifachen Weltmeisters jährt sich zum 40. Mal, der Wiener kann längst darüber schmunzeln. In Hockenheim jubelte erneut Lewis Hamilton.

Hockenheim/Wien. Die Formel 1 machte an diesem Wochenende erstmals nach einem Jahr Absenz wieder in Deutschland Station. Sie drehte ihre Runden auf dem Hockenheimring, vorab waren erneut die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg die erklärten Favoriten. Und obwohl Rosberg die Pole-Position erobert hatte, war es erneut Hamilton, der am Ende triumphierte. Der Brite, im Qualifying Zweiter, erwischte im Gegensatz zu seinem Teamkollegen einen Blitzstart und agierte danach souverän.

Hamilton bleibt damit der Mann der Stunde, es war sein vierter Sieg in Folge, sein sechster in dieser Saison. In der WM-Wertung baute der 31-Jährige seine Führung gegenüber dem Viertplatzierten Rosberg auf 19 Punkte aus. Auf den Rängen zwei und drei landeten in Hockenheim die Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen.

Doch es waren nicht die üblichen Fragen, die diesen Grand Prix überstrahlten, sondern der Blick in die Vergangenheit. Am Montag ist es 40 Jahre her, dass Niki Lauda auf dem Nürburgring den spektakulären Feuerunfall überlebt hat. Er war am 1. August 1976 nach einem Defekt in die Streckenbegrenzung gerast und saß über eine halbe Minute lang im brennenden Ferrari. Lauda überlebte und wurde insgesamt dreimal Formel-1-Weltmeister. Den fürchterlichen Crash, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte und der den heute 67-jährigen Wiener für immer gezeichnet hat, hat Lauda auf eine für ihn typische Weise verarbeitet.

So spricht Lauda heute selbst von einem „Barbecue“. Zum 30. Jahrestag hielt er sich beim Besuch der Unfallstelle zusammen mit seinem Lebensretter Arturo Merzario ein Schweinsohr neben das Gesicht. Einmal narrte er eine US-Reporterin, indem er dort ein zuvor heimlich weggeworfenen Keks als sein „wiedergefundenes“ Ohr identifizierte.

Das „zweite Leben“

Lauda hat den unglückseligen Tag, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, rasch und vollständig verarbeitet. „Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher, oder sogar besser, und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat“, erklärte der Airliner und heutige Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams. „Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist.“

Laudas Ferrari brannte lichterloh auf der Strecke. Als der folgende Brett Lunger in das Wrack prallte, verlor Lauda seinen Helm und wurde ohnmächtig. Mehrere Piloten halfen, Merzario zog den Weltmeister aus dem brennenden Wrack. Lauda wurde mit lebensgefährlichen Verbrennungen und Lungenverätzungen sowie Kiefer- und Rippenbrüchen ins Krankenhaus gebracht. Als ihm ein Priester die letzte Salbung verabreicht hatte, weckte das alle Lebensgeister in dem schwer verletzten Rennfahrer. Es folgten der Überlebenskampf in einer Mannheimer Klinik, mehrere Hauttransplantationen – und das Leben mit dem verbrannten Gesicht.

Schon sechs Wochen nach dem Unfall kehrte er in Monza zurück in den GP-Zirkus und wurde Vierter: sein „zweites Leben“ begann. Ein Jahr später gewann er den zweiten WM-Titel. Mit den Worten „Ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren“ trat er 1979 zurück, um drei Jahre später ein Comeback zu geben und 1984 Titel Nummer drei zu feiern. Der Formel 1 blieb er immer treu. Als Ferrari-Berater, Jaguar-Teamchef oder seit 2012 als Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes. Mit Toto Wolff an seiner Seite gewann Mercedes 2014 und 2015 Fahrer- und Konstrukteurs-WM, 2016 wird der Hattrick folgen. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2016)

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