Alonso vor Monza zwischen Frust und Freude

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AUTO-PRIX-F1-BEL-PRESSERAPA/AFP/JOHN THYS
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Spanier denkt seit geraumer Zeit ans Aufhören - Zuletzt ging es in Spa mit Platz sieben wieder bergauf - Zukunft von 2017er-Reform abhängig

Er ist schon erfolgreich gegen Michael Schumacher gefahren. Er hat schon Sebastian Vettel alles abverlangt. Er hat gegen Lewis Hamilton einen erbitterten Stallkrieg geführt. Und er ist jener Pilot, der vor sechs Jahren als bisher Letzter in einem Ferrari das Heimrennen der Scuderia in Monza gewonnen hat. Fernando Alonso hat aber seit einiger Zeit ein großes Problem mit der Formel 1.

Grob zusammengefasst könnte man sagen: Sie macht ihm keinen Spaß mehr. Alonso denkt deshalb seit geraumer Zeit sogar ans Aufhören. Da kam der Stimmungsaufheller für den stolzen Spanier in Spa-Francorchamps zur rechten Zeit: Platz sieben im McLaren. Er selbst konnte es kaum glauben. Doch es sind nicht die mühevolle Arbeit und der langwierige Weg zurück in die Weltspitze, seitdem sein Team von Mercedes- auf Honda-Antriebe umgestiegen ist, die Alonsos Spaß an der Königsklasse des Motorsports merklich bremsen.

Die anfangs demotivierenden und deprimierenden Rückschläge nahm der Weltmeister von 2005 und 2006, der seit seinem Heimtriumph in Spanien 2013 auf Karrieresieg 33 wartet, bisweilen mit Humor. So wie gegen Ende der vergangenen Saison. In Brasilien schied er im Qualifying frühzeitig aus. Und was machte Alonso: Er schnappte sich einen Klappstuhl, legte die Füße auf seinen Helm und verfolgte das weitere Geschehen als Zuschauer.

Was Alonso stört und an seiner weiteren Karriere zweifeln lässt, ist die Formel 1 an sich. "Die Autos sind schwer. Wir haben keinen Grip. Wir müssen Benzin sparen, wir müssen die Reifen schonen, wir müssen alles schonen, sobald wir losgefahren sind", erklärte er jüngst in Spa-Francorchamps. "Das ist gegen den Instinkt der Fahrer."

Eine Einschätzung, die Vollblutpiloten wie Vettel oder Hamilton zweifelsohne uneingeschränkt teilen. "Wir haben alle in Karts angefangen, und wenn die Ampeln ausgingen, sind wir einfach Rennen gefahren bis zum Ende. In der Formel 1 ist das nicht mehr so", betonte Hamilton und brachte die Quintessenz des Formel-1-Pilotendaseins in wenigen Worten auf den Punkt: "Wir leben und atmen, um zu gewinnen."

Alonso, 264-maliger Grand-Prix-Teilnehmer, denkt genauso. Aber ändert sich etwas in der Formel 1, das die Fahrer, deren Ära sich dem Ende zuneigt, - Alonso ist 35 Jahre alt, Kimi Räikkönen 36 oder Alonsos Teamkollege Jenson Button 36 - wieder glücklich macht? 2017 reformiert sich die Formel 1 erneut. Die Reifen werden breiter, die Autos sollen aggressiver werden. Tatsächlich werden sie aber vor allem schwerer. Leichter wird das Überholen nach Einschätzung von Experten nicht unbedingt.

Doch darum geht es ja im Motorsport eigentlich. In der jüngeren Vergangenheit mussten also Kunstgriffe her, wie die Überholhilfe DRS. Alonso ist gespannt. "Nächstes Jahr wird ein großes Fragezeichen", meinte er. Sollten die Autos dann Spaß machen, bliebe er sicher noch, kündigte er an. Sein Vertrag bei McLaren endet nach der nächsten Saison. "Wenn sich die Autos so anfühlen, wie in den vergangenen Jahren, werde ich wahrscheinlich aufhören", betonte Alonso.

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