Formel 1: Der Jubilar ist neuer Spitzenreiter

(c) APA/AFP/ANTHONY WALLACE
  • Drucken

Nico Rosberg gewinnt das Flutlichtspektakel in Singapur. Es war der erste Grand Prix seit der Übernahme durch Liberty Media. Wohin steuert die Königsklasse?

Singapur/Wien. Die Formel 1 ist ein ramponiertes Hochglanzprodukt, darüber herrscht Einigkeit. Auch nach dem Rennwochenende vor der Glitzerkulisse von Singapur ist aber noch unklar, wie der Reformprozess mit dem neuen Eigentümer, Liberty Media, aussehen soll. Zumindest aber die Fahrer-WM ist nach der nächtlichen PS-Show in Downtown Singapur wieder spannend. Mercedes-Pilot Nico Rosberg feierte beim 200. Grand Prix seiner Karriere einen Start-Ziel-Sieg und eroberte die WM-Führung von seinem Stallrivalen Lewis Hamilton zurück. Der vom WM-Thron gestürzte Brite wurde Dritter hinter Daniel Ricciardo im Red Bull, dem am Ende nur vier Zehntel auf Rosberg fehlten.

In Singapur ist die Formel 1 auch erstmals nach der Übernahme durch Liberty Media zusammengekommen. Im Fahrerlager gab es die erste Annäherung. An der Seite von Geschäftsführer Bernie Ecclestone machte der neue Formel-1-Vorstandschef, Chase Carey, seine Aufwartung und begann erste Gespräche mit den Teamchefs. Nur, wann wird der Reformprozess eingeleitet?

Bereit für Zeitenwandel

Konkrete Pläne der US-Amerikaner liegen noch nicht vor. TV-Rechte, Digitalstrategie, US-Markt, Investorenmodell – all diese Geschäftsfelder werden von Liberty Media geprüft. Die Teamchefs formulierten schon einmal Wünsche. „Mehr Geld für die Rennställe, niedrigere Preise und eine bessere Verteilung des Geldes an alle. Das wird aber so bald wohl nicht passieren“, meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Für Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist eine gleichmäßige Gewinnausschüttung unabdingbar. „Es ist höchste Zeit, dass sich etwas am System ändert“, erklärte sie.

Das Unternehmen von TV-Tycoon John Malone will stärker auf digitale Medien setzen, einen Bereich, den Ecclestone stets links liegen ließ. Zudem dürfte der neue Besitzer versuchen, die Erlöse mit Bewegtbildern zu steigern. Denn die Rennveranstalter ächzen ohnehin immer stärker unter Ecclestones Preisschraube. „Man muss wahrscheinlich nicht das Rad neu erfinden, weil der Sport zu den ganz wenigen weltweit erfolgreichen gehört“, meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, „vielleicht kann uns Liberty Media aber helfen, neue Einnahmequellen anzuzapfen.“

Tief greifende Veränderungen werden kurzfristig allerdings nicht möglich sein. Es gibt bestehende Verträge wie das „Concorde Agreement“, in dem die Verteilung der Vermarktungseinnahmen, die Anzahl der Teams und die Zuständigkeiten für das Regelwerk festgeschrieben sind. Das Abkommen zwischen Rennställen, Weltverband FIA und Vermarkter FOM gilt noch bis 2020. Außerdem soll Ecclestone noch drei Jahre im Amt bleiben – sofern er selbst und Liberty Media das letztlich wollen. Als möglicher Nachfolger sind auch Wolff und Niki Lauda ins Spiel gebracht worden. Beide haben verneint. „Wir bleiben da“, meinte Wolff mit Blick auf seinen Landsmann Lauda, der 2012 zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes-Rennstalls berufen worden ist.

Rätselraten um den Zampano

Ecclestone hat die Spekulationen um seine Zukunft jedenfalls weiter angeheizt. „Gott sei Dank brauche ich das Geld im Moment nicht, ich brauche keinen Job“, meinte der 85-Jährige. „Und wenn zufällig die Dinge in eine Richtung laufen, die ich nicht für richtig halte, da kann ich auch falsch liegen, dann werde ich bestimmt verschwinden.“ Ob er in Zukunft mit F1-Vorstandschef Carey zusammenarbeiten müsse? „Das Einzige, was ich tun muss, ist sterben und meine Steuern zahlen. Abgesehen davon muss ich gar nichts machen.“ (red.)


grand prix singapur

1. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:55:48,950 Std.
2. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +0,488 Sek.
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +8,038

Weiters: 4. Räikkönen (FIN) Ferrari +10,219 5. Vettel (GER) Ferrari +27,694 6. Verstappen (NED) Red Bull +1:11,197 Min. 7. Alonso (ESP) McLaren +1:29,198 8. Perez (MEX) Force India +1:51,062 9. Kwjat (RUS) Toro Rosso +1:51,557 10. Magnussen (DEN) Renault +1:59,952.

WM-Stand (15 von 21 Rennen): 1. Rosberg 273 2. Hamilton 265 3. Ricciardo 179. Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 538 2. Red Bull 316 3. Ferrari 301.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

AUTO-PRIX-SIN-F1
Motorsport

Formel 1: Rosberg nach Sieg WM-Führender

Nico Rosberg hat das Formel-1-Rennen in Singapur gewonnen und sich damit die WM-Führung von Lewis Hamilton zurückgeholt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.