Formel-1: Red Bull und die Sternstunde von Sepang

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Weil Lewis Hamilton in Führung liegend mit Motorschaden ausfiel und Nico Rosberg früh kollidierte, avancierte Red Bull in Malaysia zum großen Nutznießer.

Sepang/Wien. Einen Doppelsieg für Red Bull statt des erwarteten Mercedes-Festivals hat der dramatische Formel-1-Grand-Prix von Malaysia gebracht. Während Daniel Ricciardo vor Max Verstappen in derSauna von Sepang für das erste RB-Double seit drei Jahren sorgte, fiel Lewis Hamilton in Führung liegend mit Motorschaden am Mercedes aus. Nico Rosberg wurde Dritter und liegt in der WM nun schon 23 Punkte vorn.

Dass im 16. von 21 WM-Saisonrennen die Papierform auf den Kopf gestellt und beim heißen Tropenrennen am Äquator der Teamtitel doch noch nicht vergeben wurde, hatte mehrere Ursachen. Die erste gleich nach dem Start. Während Pole-Mann Hamilton souverän dem Feld enteilte, kollidierte der ebenfalls aus Reihe eins gestartete WM-Leader Rosberg gleich in Kurve eins mit dem Ferrari von Sebastian Vettel. Vettel schied mit gebrochener Aufhängung aus, Rosberg fiel auf Platz zwölf zurück.

Obwohl der mit acht Punkten Vorsprung ins Rennen gegangene Rosberg sich zur Rennmitte schon wieder auf Platz fünf zurückgerundet hatte, sprach zu diesem Zeitpunkt dennoch alles für den klar führenden Weltmeister Hamilton, der sich scheinbar souverän auf dem Weg zum 50. GP-Sieg befand. 20 Runden vor Ende begannen sich bei 33 Grad Celsius aber die Ereignisse zu überschlagen.

Fassungsloser Weltmeister

Rosberg kämpfte sich in der 38. Runde zunächst in einem später mit einer Zehn-Sekunden-Zeitstrafe geahndeten Vollkontakt-Manöver gegen Kimi Räikkönen auf Platz vier vor. Der auf Platz zwei liegende Ricciardo wehrte in einem über mehrere Kurven gehenden und begeisternden Zweikampf den heftig attackierenden Teamkollegen Verstappen ab. Und dann passierte das völlig Unerwartete. Hamiltons nagelneuer Mercedes-Motor ging auf der Zielgeraden in Rauch und Flammen auf. Mit einem verzweifelten „Oh no!“ stieg der Champion aus dem Cockpit, fiel auf die Knie und schlug die Hände vor das Gesicht. „43 Motoren, acht Mercedes-Autos (inklusive Force India, Williams und Manor, Anm.) und nur meines geht vor die Hunde!“, klagte der Engländer, der nun fünf Rennen vor Schluss schwer unter Zugzwang steht. „Ich kann nur den Kopf runternehmen und kämpfen“, sagte Hamilton.

Rosberg war sich bewusst, wie viel Glück er gehabt hatte. Durch das Manöver von Vettel war sein Mercedes zwar umgedreht worden, aber unbeschädigt geblieben. Am Ende kompensierte er auch noch die Zeitstrafe. „Keine Ahnung, was sich Sebastian gedacht hat. Er hat mir das Rennen sehr schwer gemacht. Ich habe gedacht, jetzt ist alles vorbei“, gestand Rosberg angesichts der von Vettel zerstörten Siegeshoffnungen.

Vettel hatte auf dem Weg zur ersten Kurve mit dem neben ihm fahrenden Red Bull von Verstappen gekämpft. Beim Anbremsen ging dem Deutschen dann der Platz aus, denn vor ihm wechselte Rosberg nach innen. „Es war eine Kettenreaktion, Nico kann nichts dafür“, sagte Vettel etwas kleinlaut. Der Vierfach-Champion steht nun erstmals seit 22 Rennen ohne Sieg da, zudem droht ihm in Japan eine Strafe wegen des Manövers gegen Rosberg, für das ihn Verstappen als „verrückt“ bezeichnete. „Sebastian ist gefahren wie ein Idiot“, schimpfte der 19-Jährige über Funk.

Bei Mercedes regierte ob des enttäuschenden Rennausgangs das Entsetzen. „Ich bin sprachlos“, sagte Motorsport-Direktor Toto Wolff. „Offenbar geht immer etwas schief, wenn man sich zu viel vornimmt“, befand Wolf in der Heimat von Hauptsponsor Petronas.

GP VON MALAYSIA ERGEBNIS

1. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 2. Max Verstappen (NED) Red Bull +02,4 3. Nico Rosberg (GER) Mercedes +25,5 4. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +28,7 5. Valtteri Bottas (FIN) Williams +1:01,6 6. Sergio Perez (MEX) Force India +1:03,8 7. Fernando Alonso (ESP) McLaren +1:05,2 8. Nico Hülkenberg (GER) Force India +1:14,1 9. Jenson Button (GBR) McLaren +1:21,8 10. Jolyon Palmer (GBR) Renault +01:35,5.
WM-Stand (nach 16 von 21 Rennen):

1. Nico Rosberg 288 Punkte 2. Lewis Hamilton 265,
3. Daniel Ricciardo 204, 4. Kimi Räikkönen 160
Konstrukteurs-WM:
1. Mercedes 553, 2. Red Bull 359, 3. Ferrari 313.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2016)

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Ricciardo gewann vor Verstappen, Hamilton schied mit Motorschaden aus. WM-Leader Rosberg baute als Dritter seinen Vorsprung weiter aus.

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