Rosberg: Wie der Vater so der Sohn

APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
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Nico Rosberg wird Zweiter in Abu Dhabi und damit erstmals Weltmeister. 1982 jubelte sein Vater Keke - dieses Kunststück schafften zuvor nur Graham und Damon Hill.

Abu Dhabi/Wien. So steril kann die Formel 1 gar nicht sein, am Ende kommen doch Emotionen auf. Auf der einen Seite stehen dann die, die abseits der Kameras anlässlich ihres Karriereendes oder der Niederlage zerknirscht sind. Im Rampenlicht steht derweil der Sieger, der neue Weltmeister – und beim Saisonfinale in Abu Dhabi nahm dieses Privileg Nico Rosberg für sich in Anspruch: Der Deutsche, 31, ist Weltmeister der Königsklasse.

Rosberg ließ sich zwar im 21. und letzten GP des Jahres lang von seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton bremsen, die ausschließlich dem Briten hinsichtlich seines WM-Kalküls dienliche Konkurrenz kam bedrohlich nahe, doch sie kam zu spät. Rosberg wurde Zweiter, Hamilton gewann sein zehntes Saisonrennen – doch diesen Rekord wird sich der von sich so überzeugte Rennfahrer niemals an die Brust heften. Noch nie wurde ein Pilot mit zehn Siegen in einer Saison nicht Weltmeister.

Die Fahrt aus dem Schatten

Nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel feiert Deutschland nun seinen dritten Weltmeister. In Abu Dhabi dabei waren Rosbergs Frau Vivien und seine Mutter, nur der berühmte Vater Keke fehlte. Der Weltmeister von 1982 wollte bei diesem Rennen partout nicht dabei sein, er scheut auch GP-Auftritte und Aussagen über seinen Sohn. Er wolle damit dem Junior nicht zusätzlich Druck machen. Das Beispiel von Damon Hill, der 1996 das Kunststück vollbracht hatte, als erster Sohn eines Formel-1-Weltmeisters (Graham Hill, 1962, 1968) selbst die F-1-Krone zu gewinnen, war höchst lehrreich. Immer die gleichen, bohrenden Fragen. Wo aber war Keke Rosberg? Sein Sohn lachte, weinte, gluckste. „Papa hat sich irgendwo eingesperrt, mit drei Fernsehern. Einer zeigte die On-Board-Kamera, der andere Schirm die Rennzeiten, und der dritte das Rennen.“

Dass der Finne als Idol und Vorbild galt, 1991 dem damals sechsjährigen Sohn den Weg in den Motorsport mit Kartrennen und Sponsoren ebnete, versteht sich von selbst. Aber, und das ist der Unterschied zu anderen Rennfahrerfamilien – etwa Lauda oder Verstappen – Rosberg senior blieb im Hintergrund. Sowohl bei Nicos F-1-Einstieg 2006 als auch heuer, als es galt, Verträge neu zu verhandeln. Er bat diesbezüglich einen weitaus Berufeneren, Gerhard Berger, diese Angelegenheit zu regeln.

All das rechne ihm der Weltmeister von 2016 „hoch an“, verriet Rosberg beim GP von Spielberg. „Ich bin sehr stolz, jetzt Weltmeister zu sein. Papa schreibt mir jeden zweiten Tag SMS mit Tipps, aber er hat sich nie eingemischt.“

WM-Ehrung in Wien!

Die Erfüllung seines Kindheitstraums, der in den Straßen von Monte Carlo, wo die Familie nebst Zell/See, Deutschland und Finnland zu Hause ist, vor mehr als 30 Jahren ihren Anfang genommen hat, sei die Krönung. Nach zehn Jahren Fahrt im Schatten anderer, von Schumacher bis Hamilton, hatte Rosberg nun freie Fahrt. Er machte alles nach Plan, fehlerfrei. Was sich ändern werde in seinem Leben, wisse er nicht. Jetzt folge eine „ordentliche Party“, dann zig PR-Termine. Am 2. Dezember wartet die FIA-Ehrung – in der Wiener Hofburg. Toto Wolff, sein Motorchef sagt: „Rosberg ist ein zäher Hund, er hat die WM verdient gewonnen. Er ist ein wirklich verdienter Weltmeister.“

Formel-1-Finale Abu Dhabi

1. Lewis Hamilton ( GBR) Mercedes 1:38:04,013

2. Nico Rosberg (GER) Mercedes 0,439 Sek.

3. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 0,843

Weiters, 4. Verstappen (NED) Red Bull 1,685 5. Ricciardo (AUS) Red Bull 5,315 6. Räikkönen (FIN) Ferrari 18,816 7. Hülkenberg (GER) Force India 50,114 8. Perez (MEX) Force India 58,776 9. Massa (BRA) Williams 59,436 10. Alonso (ESP) McLaren 59,896.

Fahrer-WM: Rosberg (385) vor Hamilton (380).
Konstrukteurs-WM:
Mercedes 765, Red Bull 468.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)

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