Mercedes: Fahrersuche mit allen Exit-Strategien

(c) APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
  • Drucken

Das Mercedes-Team sucht nach Nico Rosbergs Abschied einen geeigneten Nachfolger, dabei sei laut Motorchef Toto Wolff durchaus Eile geboten. Namen nannte er nicht, dafür ein paar Punkte, Zugänge und Ideen.

Wien. Nach dem Rücktritt von F1-Weltmeister Nico Rosberg muss Mercedes das Auswahlverfahren für einen Nachfolger forcieren. Toto Wolff weilte noch am Samstag in Wien, schilderte in der Albertina seine Eindrücke, doch einen Nachfolger nannte er nicht. „Wir haben eine Vielzahl von Optionen, darunter sind auch arrivierte Fahrer“, sagte der Mercedes-Motorsportchef. Doch es gelte, vorab einige Punkte zu klären.

1Warum traf Rosbergs Entscheidung Mercedes derart unvorbereitet?

Rosberg hatte erst im Juli seinen Vertrag bis Ende 2018 zu weitaus besseren Konditionen – dank Vermittlung von Gerhard Berger – verlängert. Von seinen konkreten Gedanken an den Rücktritt hatte er die Teamspitze nicht informiert. „Er hätte uns Warnungen geben können, dass es passieren kann im Fall des WM-Titels. Dann hätten wir uns darauf einstellen können“, ist Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda verärgert. Familie statt Formel 1, „zu meiner Zeit hätte es so etwas nicht gegeben“. Auch ist F1-Doyen Lauda über den Ablauf schwer verstimmt. Er soll von Rosbergs Abschied erst kurzerhand auf der Toilette des Stuttgarter Flughafens erfahren haben . . .

2 Wie schwer wird für Mercedes
die Nachfolgersuche?

Anfang Dezember haben viele Fahrer bereits Verträge für die nächste Saison in der Tasche, vor allem die Stars der Szene sind gebunden. Zudem steht 2017 eine Regelreform an, das dürfte es Mercedes erschweren, den noch reichlich unerfahrenen Pascal Wehrlein oder Nachwuchspilot Esteban Ocon zu engagieren. Allerdings muss das neue Auto auf den Rosberg-Ersatz abgestimmt werden. Wolff nannte das, um beiden Hoffnung zu geben. Sie wären „3-D-gescannt“, waren bislang als Ersatzfahrer im Spiel.

3 Wer sind mögliche Kandidaten für das Rosberg-Cockpit?

Pascal Wehrlein (Sauber?), Ocon (Force India), Valtteri Bottas (Williams) – alle drei Rennställe fahren mit Mercedes-Antrieben, damit sind Probleme beim Abwerben geklärt. Fernando Alonso hat einen Zwist mit Mercedes-Chef Dieter Zetsche und bei McLaren einen laufenden Vertrag. Jenson Button und Felipe Massa sind, laut Wolff, keine Option wie auch Rallye-Champion Sebastién Ogier oder Motorrad-Star Jorge Lorenzo.

4 Könnte Mercedes eventuell bei
RB Racing und Ferrari wildern?

Ferrari-Star Sebastian Vettel ist kein Thema, auch die Red-Bull-Piloten Max Verstappen oder Daniel Ricciardo seien nicht verfügbar. Alle drei besitzen keine Ausstiegsklausel, Christian Horner habe Wolff zudem per SMS mitgeteilt, dass er „keinen Meter“ in dieser Angelegenheit hätte.

5 Was macht Lewis Hamilton, wird der Brite wirklich noch bestraft?

Hamilton habe bei der Fahrersuche keinerlei Mitspracherecht, versichert Wolff. Das erledige einzig und allein die Teamführung. Dass der Brite nach seiner Fahrweise beim Saisonfinale in Abu Dhabi weiterhin Erklärungsbedarf habe, sei unbestritten. Allerdings, Wolff schränkte ein: Als Rennfahrer habe er ihn verstanden. Es dürfte also zu einer Charity-Aktion führen – dann hätte jeder etwas von seiner Einstellung. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.