Rallye Dakar: Schwerstarbeit in der Hochebene

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AUTO-MOTO-RALLY-DAKAR-STAGE6FRANCK FIFE / AFP / picturedesk.com
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Zwölf Etappen und fast 9000 Kilometer müssen die Teilnehmer in Südamerika absolvieren. Nach seinem Unfall im Vorjahr wieder mit dabei ist der Salzburger Matthias Walkner.

Asuncion. Die Luft wird dünn bei der Rallye Dakar. Von den zwölf Etappen des Offroad-Abenteuers über knapp 9000 Kilometer durch Paraguay, Bolivien und Argentinien müssen die Fahrer gleich sechs Tage im sauerstoffarmen Altiplano verbringen. Auf mehr als 3000 Metern in der Hochebene von Bolivien wartet auf Dakar-Dauersieger Stephane Peterhansel und Co. Schwerstarbeit.

Der gigantische Tross rund um die fast 400 eingeschriebenen Fahrzeuge startet heute erstmals in Paraguays Hauptstadt Asuncion in die härteste Rallye der Welt. Beim Auftakt werden auch Staatschef Horacio Cartes und sein bolivianischer Amtskollege Evo Morales erwartet. Rund 1000 Polizisten sollen für Sicherheit sorgen.

Die Piloten und Crews werden von den Strapazen der 39. Auflage erst am 14. Jänner in Buenos Aires erlöst. Von Beginn an werden die Blicke auf Titelverteidiger Peterhansel und Beifahrer Jean-Paul Cottret gerichtet sein. Der französische Peugeot-Pilot gewann 2016 nach sechs Siegen auf dem Motorrad auch zum sechsten Mal mit dem Auto die legendärste aller Rallyes. „Ich weiß nicht, ob mir eine so große Motivation noch bleibt“, räumte Peterhansel 25 Jahre nach seinem ersten Dakar-Erfolg ein. Sebastien Loeb (Peugeot), Nasser Al-Attiyah (Toyota) und Carlos Sainz (Toyota) wollen den 51-Jährigen entthronen. Beim Tschechen Martin Prokop sitzt die Kärntnerin Ilka Minor auf dem Beifahrersitz.

Mahnmal im Oberschenkel

In der Motorrad-Kategorie ist Vorjahressieger Toby Price aus Australien der Topfavorit, mit dabei sind die Österreicher Matthias Walkner und Markus Berthold. Ein Jahr nach seinem bei einem Sturz erlittenen Oberschenkelbruch nimmt Walkner das Rennen zum dritten Mal in Angriff, der KTM-Werksfahrer hält einen Platz unter den ersten fünf für möglich. „Die Top drei wären ein Wahnsinn“, erklärte der 30-jährige Salzburger.

Walkner hat noch den Marknagel von der Operation im Jänner im Oberschenkel („Den werde ich nach der Dakar entfernen lassen“), er fühlt sich „zu 95 Prozent“ wiederhergestellt. Doch der Ex-Motocross-Weltmeister (MX3) musste auch den Sturz und seine Folgen erst verarbeiten. „So eine Verletzung prägt einen. Aber wenn ich mich gut fühle, versuche ich, ans Limit zu gehen.“

Die Risken auf der Strecke sind groß. Rund 70 Todesfälle wurden in der Geschichte der Rallye Dakar verzeichnet. Seit das Rennen 2009 nach Südamerika wechselte, kam in jedem Jahr mindestens ein Mensch ums Leben. 2016 starb ein bolivianischer Zuschauer, der in Uyuni von dem Franzosen Lionel Baud angefahren worden war. Beim Start vor einem Jahr in Buenos Aires wurden 13 Zuschauer verletzt.

Am 14. Jänner das Ziel in Argentiniens Hauptstadt zu erreichen hat für Walkner deshalb auch Priorität. Von Österreichs Spitzenpiloten hat das noch keiner geschafft. Heinz Kinigadner schied bei allen sieben Teilnahmen aus, teilweise mit schweren Verletzungen. Auch Defekt oder Krankheit können nie ausgeschlossen werden.

Walkner fühlt sich bestmöglich gerüstet. Im Juli saß er erstmals nach dem Unfall wieder auf dem Motorrad, Ende August gab er in Chile sein Comeback mit der KTM 450 Rallye Replica, und im Oktober feierte er in Marokko einen Etappensieg. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, meinte der Kuchler. Cross-Training in Spanien und Marokko sowie sechs- bis achtstündige Enduro-Fahrten in Kroatien sollten fehlende Rennpraxis ausgleichen.

Kurs halten in den Dünen

Neben der Höhenlage stellt die Navigation in den Dünengebieten Argentiniens und Boliviens die größte Herausforderung dar. Die Streckenführung sei die schwierigste seit dem Wechsel nach Südamerika, erklärte der Renndirektor und fünffache Dakar-Gewinner Marc Coma. Walkner hat deshalb rasche Auffassung und Merkfähigkeit geschult. Je mehr er bei einem kurzen Blick ins Roadbook aufnimmt, desto geringer ist das Risiko, ein Hindernis zu übersehen.

Auf die Höhenlage hat sich der Kuchler durch das Schlafen in einem Spezialzelt mit reduzierter Sauerstoffzufuhr über zwei Wochen und einen sechstägigen Aufenthalt auf dem Kitzsteinhorn vorbereitet. „Wir sind in einer Höhe von 3900 Metern unterwegs. Dort Rennen zu fahren, ist eine große Herausforderung, auch vom Kopf her.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2017)

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