Suzuki Swift: Die hohe Kunst der Leichtigkeit

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Tatsächlich einsame Klasse: Suzuki läuft mit der neuen Generation des quirlig-kompetenten Swift zu großer Form auf – ein besserer Kleinwagen ist derzeit nicht zu bekommen.

In seinen auch schon fast 35 Jahren auf dem Markt hat der Swift eine ehrbare Bilanz hinterlassen, mit 5,4 Mio. bislang gebauten Exemplaren zählt die Baureihe zu den Marathonläufern der Branche.

Eine GTI-Variante wies früh den Weg zu gemessener Lebhaftigkeit, die bis heute zu den Charakterzügen des Suzuki Swift gehört. Mehr denn je, muss man nach ersten Testfahrten mit der neuen Generation festhalten – und das ein gutes halbes Jahr bevor wir es mit dem Swift Sport zu tun bekommen, der bislang schon als Geheimtipp für ehrliche Fahrdynamik im Kleinwagenformat galt.

Die Verfeinerung der Talente ist schon stilistisch angezeigt. Zum Vorgänger hat sich der Neue einem Feinschliff der Proportionen unterzogen, er wurde einen Hauch kürzer (–10 mm), gleichzeitig breiter (+40 mm) und niedriger. Um sich keine Einbußen bei der Brauchbarkeit einzuhandeln, wuchs der Radstand trotz der Längenreduktion um 20 mm sowie der Kofferraum in Länge und Volumen (nunmehr 265 bis maximal 947 Liter). Die Passagiere sitzen allesamt näher an der Straße, womit trotz der geringeren Höhe der Kopfraum nicht leidet.

Neben den nachgeschärften Proportionen tragen optische Kniffe zum vielversprechenden Eindruck bei, den der Swift auf der Straße erweckt. Das schwebende Dach etwa, die Windschutzscheibe, die wie um die Flanken gezogen wirkt, und die versteckten hinteren Türgriffe. Was man nicht sieht, dafür umso nachhaltiger spürt, ist eine Gewichtsreduktion zum Vorgänger von satten 120 Kilogramm, ein Wert, den sich auch Oberklasselimousinen stolz auf die Fahnen heften, nur dass man dort den Unterschied kaum wahrnehmen wird.

Ohne Trägheit

Der Swift jedoch, der bei unglaublichen 840 kg Leergewicht startet, ohne sich auch nur im Geringsten wie eine Wellblechhütte anzufühlen, betört mit seiner Leichtigkeit. Dass er sich munter und ohne jede Trägheit in Bewegung setzt, mag man ja noch dem Motor zuschreiben, aber beim ersten Bremsen vor dem Kreisverkehr wird klar, wie überlegen der neue Swift im städtischen Treiben zur Sache geht. Das lässt sich dehnen bis zur Landstraße, auf der der Swift mit sicherer Straßenlage in allen Lagen sportliche Ambitionen nicht einbremst. Ein besonders steifes Chassis ist dafür die Grundlage.

Von der breiten Zielgruppe des Autos mag vielleicht nur eine Fraktion mit Hang zur flotten Kurvenfahrt auf diese Ressourcen zurückgreifen – aber es ist wohl für alle gut zu wissen, dass man sie hat.

Zwei Motoren sind zu haben, ein 1,2-Liter-Vierzylinder, den wir aus dem Ignis kennen, wo er einen untadeligen Eindruck hinterlassen hat, und ein neuer Dreizylinder, wie er unsere Testfahrten befeuert hat. Das Kapitel Diesel ist abgehakt, Vorgriff auf eine Entwicklung, die in drei Jahren überhaupt keinen Kleinwagen mit Dieselmotor hinterlassen wird. Der Dreizylinder, direkteinspritzend, Turbo, 111 PS, 170 Nm Drehmoment, ist auch mit dezenter Elektrounterstützung zu haben, als solcher Mildhybrid kommt er auf 97 Gramm CO2. Nur die Allradoption bleibt verwehrt, eine Automatik hingegen wird folgen. Die wiederum kann man beim größeren Motor in CVT-Ausführung schon jetzt haben. Eher ein Nebenthema angesichts der Möglichkeit, ein kleines Auto mit Allrad zu fahren – und in dieser Form und Qualität für Suzuki eine Alleinstellung auf dem Markt. Im Innenraum: eine kluge Strukturierung der Elemente ohne hohle Kosmetik – in günstigen Kleinwagen hat man eben Plastik und nicht Conolly-Leder. Dafür jedoch tolle Sitze, an den wichtigen Stellen markant aufgepolstert.

Den Swift gibt es nicht mehr als Dreitürer, wie er ohnehin nicht mehr gefragt war, und er wird statt in Ungarn nun wieder in Japan gebaut – was den Importeur nicht übermäßig freut, da zehn Prozent Zoll an der Marge knabbern, den Käufer hingegen schon, denn die Bauqualität in japanischen Fabriken ist unbestritten die höchste der Welt. Ein Argument mehr für den Swift, den wir unter den im Vergleich blutleeren Gesellen im Fach als glänzenden, herausragenden Beitrag empfinden. Preis? Offen, wird wohl bei 13.000 Euro starten.

Compliance-Hinweis:

Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2017)

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