Maximilian Kofler, 16, gibt in Spielberg seine Premiere in der Moto3-Klasse. Der Weg zum Zweiradprofi ist ein harter und teurer.
Spielberg. Ein ganz besonderes Rennen erwartet Maximilian Kofler bei der diesjährigen Motorrad-WM in Spielberg. Der 16-Jährige darf dank einer Wildcard am Sonntag (11 Uhr, live ServusTV/MotoGP ab 14 Uhr) auf einer KTM in der Moto3-Klasse antreten, der junge Oberösterreicher nimmt damit als erster heimischer Pilot seit Martin Bauer 2013 an einem Lauf zur Straßenweltmeisterschaft teil. KTM ist zudem erstmals in der ersten WM-Saison in allen drei Kategorien vertreten. Der HAK-Schüler aus Attnang-Puchheim ist auf dem Red-Bull-Ring auch der erste Österreicher bei einem WM-Heimrennen seit 20 Jahren.
Nachwuchsmann Kofler kommt aus dem Supermoto-Sport und startet sonst in der italienischen Moto3. „Er wird sich hinten dranhängen und schauen, ohne allzu großen Rückstand ins Ziel zu kommen. Es geht vor allem darum, Erfahrung zu sammeln. Alles andere wäre unrealistisch“, hielt Vater Klaus Kofler die Erwartungshaltung für den ersten WM-Auftritt bewusst niedrig.
Der Kampf gegen Windmühlen
In der ganzen Familie wird Motorradsport gelebt, der Senior war früher selbst Rennfahrer, auch der jüngere Sohn Andreas, der kommenden Samstag 13 Jahre alt wird, ist in Spielberg im Adac Junior Cup am Start. Dass Österreich trotz langer und reicher Motorsport-Tradition aktuell weder in der Formel 1 noch der Motorrad-WM Fahrer am Start hat, liegt für Klaus Kofler am fehlenden Standing. „Bei uns gilt Motorsport nicht als Sport, das ist das Grundübel“, beklagte er das Fehlen eines entsprechenden Verbandes und damit auch das Ausbleiben von Fördermitteln. Die fehlende finanzielle Unterstützung macht auch der Familie Kofler zu schaffen. „Wir stehen allein da, müssen alles selbst bezahlen und uns um alles selbst kümmern“, klagte Vater Klaus. Auch Trainingsmöglichkeiten gibt es wegen des Lärms nur punktuell. „Es ist mühsam, man kämpft gegen Windmühlen.“
Mit eigener Homepage und Profilen in den sozialen Netzwerken hat Maximilian Kofler schon in jungen Jahren einen Profi-Auftritt. In der öffentlichen Wahrnehmung hat es der Nachwuchspilot trotz Erfolgen jedoch schwer, gegen andere Sportarten zu bestehen. „Dabei haben wir schon zehn Jahre hinter uns. Maximilian ist Staatsmeister, deutscher Meister. Aber wenn alles nur mit Fußball angefüllt wird, will jeder Sponsor natürlich dort auf das Leiberl“, kritisierte Kofler senior. „Andere Eltern geben ihre Kinder beim Sportverein ab. Unsere kommen ohne Eltern und Förderer nicht einmal vor die Haustür.“
Hoffnung mache, dass Sportminister Hans Peter Doskozil das Dilemma offenbar kenne und Abhilfe versprochen habe. „Aber im Prinzip ist das, was wir tun, so, als ob ein Spanier oder Nigerianer anfängt, Ski zu fahren, und dann gleich auf die Streif muss“, sagte Klaus Kofler.
Das Risiko eines Rookies
Fünf Tage vor dem 17. Geburtstag in Spielberg erstmals auf einem Einzylinder-250er erstmals WM-Luft zu schnuppern ist für den Rookie auf jeden Fall ein Wagnis und natürlich ein gewisses Risiko, obgleich er den Red-Bull-Ring bereits sehr gut kennt. „Hier sind die besten 30 am Start, innerhalb von zwei Sekunden liegen 12 bis 13 Fahrer“, erklärte Vater Kofler seine anfänglichen Bedenken. „Aber Max hat sich gut entwickelt. Und eine Wildcard bekommt man auch nur nach entsprechenden Leistungen.“
Nach Spielberg geht es wieder zurück in den Alltag, warten Rennen im italienischen Cup. Die Kosten für ein Jahr Motorradsport sind selbst auf dieser Ebene sechsstellig, dennoch verfolgen die Koflers klare Ziele. „Wenn es sinnvoll weitergehen soll, müssen wir nächstes Jahr nach Spanien.“
ZUR PERSON
Maximilian Kofler,16, startet dank einer Wildcard in Spielberg auf einer KTM-Maschine in der Moto3-Klasse. Der Oberösterreicher ist der erste heimische Motorradpilot in einem WM-Straßenlauf seit Martin Bauer 2013 und der erste bei einem Heimrennen seit 20 Jahren. [ Facebook ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2017)