Treffpunkt Österreich-Haus: Netzwerken mit Haubenkoch

OLYMPIA - Olympische Spiele 2014, Vorberichte
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Für Österreichs Akteure aus Sport, Wirtschaft, Politik und Tourismus ist das Österreich-Haus ein Muss. Alex Fankhauser stärkt Fans und hungrige Sportler.

In einem Punkt war Österreich schon vor dem Auftakt der Winterspiele im russischen Sotschi ein Gewinner: Kein anderes Land hat so ein prachtvolles Haus, in dem Feiern, Wirtschaftsgespräche, Polit-Talks und Pressekonferenzen stattfinden. Geradezu pompös präsentiert sich das Austria Tirol House in Krasnaja Poljana, abends ist es hell beleuchtet und von Weitem schon zu sehen. Und ein Vergleich stimmte viele ganz besonders froh: Die Deutschen müssen in einem kleinen, engen Holzhäuschen das Auslangen finden...

Nach insgesamt zwei Jahren Vorbereitungszeit ist das Österreich-Haus am Donnerstag feierlich eröffnet worden. Der eigens für die Spiele errichtete Bau soll bis zum Schlusstag, dem 23.Februar, als Hotspot dienen. Als Ehrengäste von ÖOC-Präsident Karl Stoss waren der für den Sport zuständige Verteidigungsminister Gerald Klug und Österreichs Moskau-Botschafterin Margot Klestil-Löffler anwesend.

Stoss legte dabei Wert auf die Tatsache, dass „dieses Haus rein aus privaten Mitteln bezahlt worden ist. Zwei Millionen Euro, die gut investiert werden in Österreichs Wirtschaft, Tourismus und Sport. Und der Steuerzahler musste dazu keinen Beitrag leisten.“ Auch sein Vorgänger, Leo Wallner, nahm das nickend zur Kenntnis. Er ist weiterhin Österreichs einziger Vertreter im Internationalen Olympischen Komitee.

Ex-Becker-Manager Ion Tiriac, Peter Schröcksnadel, das komplette Eishockeyteam und Karl Schranz, Leonhard Stock sowie Michaela Kirchgasser, Nicole Hosp und die durch die angedrohte Entführung keineswegs verängstigte Janine Flock genossen ein Viergangmenü und musikalische Unterhaltung. Alexandra Swarovski war mit Tochter und Sängerin Victoria S. (die gestern ein Konzert im Olympia-Park gab) gekommen .Das Spektakel sorgte auch vor dem Eingang für Aufsehen, mehrere Sicherheitsleute standen Spalier. Ohne Kontrolle und Anmeldung gibt es in das Haus keinen Eintritt.

Liegestühle und Tiroler Gröstl

Sehr wohl aber setzt das ÖOC, wie schon bei den Sommerspielen in London 2012, auf eine Public Area. Sonnenstühle, eine Gondel und Nationalspeisen wie Tiroler Gröstl sollen „nicht nur Russen, sondern Menschen aus aller Welt den Besuch in unserem Land schmackhaft machen“, erklärt Tirol-Werbung-Chef Joe Margreiter. Und alle Ausgaben würden sich wohl schon vor Ort refinanzieren. Österreich sei also auch in dieser Hinsicht ein Gewinner.

15 Sattelschlepper brachten die 300Tonnen schweren Einzelteile samt Inneneinrichtung von Innsbruck an den Kaukasus. Zehn Arbeiter werkten über sechs Wochen lang an der Konstruktion, die schon in Vancouver ihre Dienste geleistet hatte. Für das leibliche Wohl sorgt der Vorarlberger Caterer Ernst Seidl mit seinem Team. In der Küche dürfen bei so einem Aufwand daher Superstars nicht fehlen. Der Zillertaler Fernseh- und Haubenkoch Alexander Fankhauser überwacht jede Zutat. Derer gibt es sonder Zahl, ohne penibel geführte Logistik wäre diese Einkaufsliste wohl nicht zu bewerkstelligen gewesen: 1,2 Tonnen Speck, eine Tonne Milchprodukte und fässerweise Stiegl-Bier. Da nach Russland aber kein Fleisch importiert werden darf, schloss ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel nach langen Verhandlungen einen Deal mit Metro-Markt ab. Er gab die Bestellung in einer russischen Filiale auf, ein Lastwagen fuhr 600 Kilometer, um die Waren in Empfang zu nehmen.

„Dirigiert“ wird das Haus von Gerhard Stübe: Der Geschäftsführer des Bregenzer Festspielhauses hat für die Dauer der Spiele die Oper gegen Hüttenmusi getauscht und die Leitung übernommen. Das ÖOC erwartet sich in den rund zwei Wochen mehr Besucher als bei den Sommerspielen in London, als 40.000, darunter rund 5000 Gäste im VIP-Bereich, gezählt wurden. Aufgrund der zentralen Lage unmittelbar neben dem Bahnhof wird mit viel Laufkundschaft gerechnet. Die 60-köpfige Catering-Crew ist jedenfalls gerüstet. Fehlt nur noch eine Kleinigkeit, um wirklich für rege Betriebsamkeit zu garantieren: Medaillen. In London wartete man darauf vergebens.

AUF EINEN BLICK

Das Austria Tirol House steht rund 50 Kilometer von Sotschi entfernt im sogenannten Mountain Cluster, wo die Alpin- und Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen der nordischen Athleten und jene im Eiskanal stattfinden. Mehr als 100 ausländische Medienvertreter sind bereits akkreditiert, Dutzende TV-Anstalten wollen (wie schon in London) live aus dem Haus übertragen. Der ORF hat hier sein offizielles Olympia-Studio.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2014)

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