Nordische Kombination: Die Jagd auf Frenzel beginnt

Germany´s Eric Frenzel soars through the air  during the training of the normal hill ski jumping portion of the Nordic Combined individual 10 km event at the Sochi 2014 Winter Olympic Games
Germany´s Eric Frenzel soars through the air during the training of the normal hill ski jumping portion of the Nordic Combined individual 10 km event at the Sochi 2014 Winter Olympic Games(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Das ÖSV-Quartett hat auf der Normalschanze nur Außenseiterchancen. Klarer Goldfavorit ist der Deutsche Eric Frenzel.

Krasnaja Poljana. Für Österreichs Kombinierer liegt die Latte hoch. Gold mit der Mannschaft und Bronze durch Bernhard Gruber im Großschanzenbewerb brachten sie 2010 aus Vancouver mit nach Hause. Von derartigen Ergebnissen kann die Mannschaft rund um Routinier Mario Stecher in Sotschi vor dem heutigen Auftakt auf der Normalschanze (10.30/13.30 Uhr, live ORF eins) nur träumen.

Bereits vor dem ersten Bewerb sorgte ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen für die erste Überraschung. Gruber muss nach dürftigen Trainingssprüngen nämlich auf der Tribüne Platz nehmen. Stattdessen geht ein Quartett mit Stecher, Christoph Bieler sowie dem erstmals zum olympischen Einsatz kommenden Wilhelm Denifl (2002 nur Zuschauer) und Lukas Klapfer ins Rennen. Eugen macht sich vor seinen insgesamt fünften Spielen, erstmals als verantwortlicher Trainer, keine Illusionen: „Mit Sicherheit sind wir heuer in der Außenseiterrolle. Die Weltcupsaison war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Insofern können wir nur überraschen.“

Zum sechsten Mal bei Olympischen Spielen dabei ist Mario Stecher. Der Rekordmann nutzte die letzten Wochen zu intensivem Training auf der Schanze und glaubt inzwischen eine „ganz passable Sprungform“ aufgebaut zu haben. Auch in der Loipe fühlt sich der zweifache Team-Olympia-Sieger gut. „Ich denke doch, dass einiges rausschauen kann.“

An der Strecke in Krasnaja Poljana stört Stecher am meisten, dass diese in die Natur hineingebaut wurde. „Die wird nie mehr danach genutzt werden, da kann kein einziger Mensch darauf langlaufen“, kritisierte der Steirer die fehlende Nachhaltigkeit. Zumal auf mittlerer Höhe im Langlauf- und Biathlon-Revier ohnehin wunderschöne Loipen mit großartigem Bergpanorama existieren.

Respekt vor Langlaufabfahrt

Der schwierigen Loipe selbst zollt Stecher wie auch schon Eugen höchsten Respekt. „Es ist brutal schwierig, weil du dich kaum einmal ausrasten kannst. Nach der extrem schnellen Abfahrt ist eigentlich eine Kompression, wo du noch schwere Füße hast“, sagte Stecher. Der Trend, dass sich die Veranstalter gegenseitig übertrumpfen wollen, sollte laut Eugen gestoppt werden.

Auch Debütant Klapfer ist von der schnellen Abfahrt beeindruckt. „Da bläst man mit einem 70er runter, dann geht es serpentinenmäßig zurück rauf. Es ist eine schwere Strecke mit vielen Rhythmusunterbrechungen.“ Denifl freut sich bei seiner Olympia-Premiere hingegen auf die „sehr interessante Schanze. Sie ist neu und einmal ganz etwas anderes.“

Im Kampf um Gold führt der Weg wohl nur über einen Mann: Saison-Dominator Eric Frenzel aus Deutschland. Mit nicht weniger als sieben Saisonsiegen untermauerte der Weltmeister von 2011 seinen Goldanspruch. Der überlegene Weltcupführende will sich aber nicht schon im Vorfeld als designierter Sieger feiern lassen. „Mit einem zu sicheren Gefühl darf man nicht starten. Man muss ein gewisses Potenzial an Selbstbewusstsein mitnehmen, das habe ich mir geholt. Aber ein Selbstläufer wird das nicht. Man muss schauen, dass am Tag X alles passt. Dann ist sicher viel drin“, betonte Frenzel.

Stark einzuschätzen ist auch Jason Lamy Chappuis, der Franzose ist Titelverteidiger im Normalschanzenbewerb. In der aktuellen Saison ist der 27-Jährige aber noch nicht in Hochform und hinter dem Japaner Akito Watabe und dem Norweger Haavard Klemetsen nur Vierter im Weltcup. „Ich habe in dieser Saison zweimal gewonnen, darauf kann ich bauen. Ich weiß, dass ich auf dem Podest stehen kann.“ Die Favoritenrolle gibt aber auch Lamy Chappuis an Frenzel ab. „Er wird gewinnen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2014)

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