Manny Viveiros: „Angst? Dann haben wir keine Chance“

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VIVEIROS(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Eishockey-Teamchef Manny Viveiros spricht vor dem heutigen Auftakt gegen Finnland (9 Uhr) über die Qualität seiner Mannschaft, bevorstehende Duelle mit Superstars wie Sidney Crosby und seinen Medaillentraum.

Erstmals seit Salt Lake City 2002 stellt Österreich bei Olympischen Spielen wieder eine Eishockey-Mannschaft. Teamchef Manny Viveiros verspürt wie seine Spieler „großen Stolz“, eine Teilnahme in Sotschi sei „die beste Werbung für das heimische Eishockey – jetzt schauen alle auf uns, vor allem die Kids“. Ein „Presse“-Interview.

Die Presse: Heute startet Ihr Team das Abenteuer Olympia mit dem Spiel gegen Finnland (9 Uhr, live in ORF eins). Ist der Teamchef nervös?

Manny Viveiros: Klar, von Olympischen Spielen träumt doch jeder! Sie sind nicht nur für viele meiner Spieler Neuland, sondern auch für mich. Allein das olympische Dorf ist ein Highlight für sich. Zum Glück waren wir schon eine Woche vor unserem Auftaktspiel hier, so konnten wir uns alle ein bisschen an dieses ganze Spektakel gewöhnen.

Finnland und auch der zweite Gruppengegner Kanada sind mit zahlreichen Topstars gespickt. Besteht die Gefahr, Ihre Spieler könnten auf dem Eis in Ehrfurcht erstarren?

Genau das ist der springende Punkt. Die Spieler müssen Respekt haben, aber bitte keinesfalls Angst, sonst haben wir keine Chance. Auch wenn auf der anderen Seite Sidney Crosby steht: Wir müssen versuchen mitzuspielen.

Der Einsatz der drei heimischen NHL-Spieler dürfte Ihre Mannschaft nicht nur auf dem Papier verstärken. Verfügen Sie über das beste österreichische Team aller Zeiten?

Wir haben sehr, sehr gute Spieler in Sotschi, aber den Luxus, wie Deutschland oder die Schweiz, aus 100 sehr guten Spielern auszuwählen, haben wir nicht. Bei uns sind es vielleicht 35 Spieler, die die Qualität für das Nationalteam mitbringen. Es muss unser Ziel sein, aus einem ähnlich großen Spielertopf wie unsere Nachbarländer wählen zu können.

Was erwarten Sie vom Trio Thomas Vanek, Michael Grabner und Thomas Raffl?

Extraqualität, und zwar sofort. Es gibt einen Grund, warum diese Jungs in der besten Liga der Welt spielen. Ihre Erfahrungen aus der NHL machen sie zu Vorbildern.

Ihre erste Nominierung des Olympia-Kaders (zwei Torhüter vom KAC statt Deutschland-Legionär Mathias Lange) hat Ihnen einigen Gegenwind eingebracht, sogar Thomas Vanek hat sich negativ dazu geäußert. Waren Sie von den Reaktionen überrascht?

Ich bin überrascht, dass wir jetzt noch davon reden. Ich habe mich unmittelbar danach mit Thomas (Vanek, Anm.) ausgesprochen, damit war das Thema erledigt. Diese Geschichte war doch viel mehr für die Medien als für die Spieler eine große Sache. Im Englischen heißt es dann: „It sells papers.“

Haben Sie Hoffnungen, dass Großmächte wie Finnland oder Kanada Ihr Team unterschätzen könnten?

Nein, leider nicht. Ich bin mir absolut sicher, dass die Konkurrenz uns ernst nehmen wird. Gleichzeitig ist dies allerdings auch erfreulich, schließlich spricht das für eine gewisse Qualität in unseren Reihen.

Werden als gebürtiger Kanadier im Duell mit Crosby und Co. zwei Herzen in Ihrer Brust schlagen?

Ich bin seit zwanzig Jahren in Österreich, meine beiden Söhne spielen für das österreichische U20-Team. Mein Herz schlägt also nur für Österreich.

Bleibt Ihr Ziel weiterhin eine Medaille?

Wir wünschen uns eine Medaille, ganz klar. Aber wir wissen auch, dass unsere Chancen darauf sehr gering sind. Unser primäres Ziel ist es deshalb, ein gutes Turnier zu spielen. Die Fans in Österreich sollen stolz auf dieses Team sein. Und wenn wir jede Minute auf dem Eis die richtige Einstellung zeigen, dann können wir auch überraschen.

Wer ist Ihr Favorit auf Gold?

Oh, das ist so schwer vorherzusagen. Hier sind viele gute Mannschaften, es kann eine Menge passieren. Ehrlich, ich kann mich nicht auf ein Team festlegen.

ZUR PERSON

Manny Viveiros, 48, betreut seit 2011 das Nationalteam. Der gebürtige Kanadier ist gleichzeitig auch Headcoach beim KAC. In seiner aktiven Karriere wurde Viveiros 1984 von den Edmonton Oilers gedraftet, konnte sich in drei NHL-Saisonen aber nicht durchsetzen. 1991 kam der Verteidiger nach Österreich. 2005 wurde er eingebürgert und lief in der Olympia-Qualifikation und bei der WM auf. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2014)

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