Biathlon: Drama über 20 Kilometer

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Simon Eder und Dominik Landertinger verpassten Medaillen im Einzelbewerb nur um Sekunden. Gold ging an Martin Fourcade.

Krasnaja Poljana/Wien. Die Rechnung ist einfach. Beim 20-Kilometer-Bewerb der Biathleten werden Fehlschüsse nicht wie üblich mit Strafrunden, sondern mit einer Zeitaddition von einer Minute bestraft. Dementsprechend schwer fallen Patzer am Schießstand ins Gewicht. Sie sind auf der Loipe kaum wettzumachen, es sei denn, man heißt Martin Fourcade und dominiert die Szene. Der Franzose ist schnell wie kein anderer, deshalb ist es ihm sogar erlaubt, von 20 Schüssen einmal nicht ins Schwarze zu treffen. „Ich wusste, dass ich trotzdem noch gewinnen kann“, grinste der 25-Jährige, der sich nach seinem Triumph in der Verfolgung nun Doppel-Olympiasieger nennen darf.

12,2 Sekunden Vorsprung hatte Fourcade nach 20 Kilometer auf Erik Lesser. Als der Deutsche die Ziellinie überquerte, war zugleich das Schicksal der Österreicher besiegelt. Denn für Simon Eder und Dominik Landertinger waren die undankbaren Plätze vier und fünf reserviert – die Höchststrafe bei Olympia. Eder, dem letztlich nur 3,3 Sekunden auf den Russen Jewgenij Garanitschew und Bronze fehlten, hatte beim ersten Stehendschießen einmal das Ziel verfehlt – der entscheidende Rückschlag. Anders Landertinger: Er war in seiner 18. Konkurrenz über 20 Kilometer erstmals fehlerfrei geblieben, zeigte aber auf der Loipe ungewohnte Schwächen. „Es zipft mich heute so richtig an, weil ich so scheiße gelaufen bin. Mir sind die 20 Kilometer wie 50 vorgekommen“, fauchte der Oberösterreicher, der im Sprint mit Silber dekoriert worden war. „Schon die ersten Minuten waren hart, ich habe nie richtig ins Rennen gefunden. Als ich bei den Zwischenzeiten den Rückstand gesehen habe, dachte ich mir: ,Das gibt's doch nicht.‘ Es war einfach nicht mein Tag.“

Ans Limit – und noch weiter

Eder, der schon im olympischen Verfolgungsrennen in Vancouver 2010 den vierten Platz belegt hatte, wurde von seinen Kollegen getröstet, verfiel aber nicht in Selbstmitleid. „Ich habe einen Fehler geschossen. Ohne diesen wäre es sich für eine Medaille ausgegangen“, analysierte der 30-jährige Salzburger nüchtern – und konnte sich auf der Loipe beim besten Willen nichts vorwerfen. „Ich wüsste nicht, wo ich auch nur noch eine Zehntelsekunde hätte rausholen können. Ich habe mich nicht nur nach dem Rennen, sondern auch schon auf der Schlussrunde übergeben.“ Aber am Ende des Tages, so sei nun mal das Geschäft, zählen nur Leistung und Zeit, denn „in jedem Rennen passieren zehn Dramen, da darf man sich selbst nicht so wichtig nehmen“.

Solch ein Drama lieferte auch der Litauer Tomas Kaukenas ab. Bis zum letzten Schießen ohne Makel und auf bestem Weg zu einer Medaille, versagten ihm die Nerven. Drei Fehler bedeuteten Rang 23, unmittelbar vor Christoph Sumann (ein Fehler), der weiter mit seiner Laufform hadert. „Ich habe mich schon nach 500 Metern gefragt, wie weit es noch ist. Ich komme mit dieser Strecke einfach nicht zurecht.“ Daniel Mesotitsch wurde mit drei Schießfehlern 40. Die nächsten zwei Tage dienen nun zur Regeneration, ehe am Sonntag der Massenstart (16 Uhr, live in ORF eins) auf dem Programm steht.

BIATHLON, 20 KILOMETER HERREN

G: Martin Fourcade (FRA) 49:31,7 Min.
S: Erik Lesser (GER) +12,2 Sek.
B: Jewgenij Garanitschew (RUS) +34,5
Österreicher: 4. Eder (37,8), 5. Landertinger (42,5), 24. Sumann (+3:07,4) 40. Mesotitsch (4:21,6).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2014)

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