Fenninger holt Super-G-Gold: "Es geht genau um diese Gefühle"

Winner Austria's Fenninger celebrates on podium during the flower ceremony for the women's alpine skiing Super G competition during the 2014 Sochi Winter Olympics at the Rosa Khutor Alpine Center
Winner Austria's Fenninger celebrates on podium during the flower ceremony for the women's alpine skiing Super G competition during the 2014 Sochi Winter Olympics at the Rosa Khutor Alpine Center REUTERS
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Die 24-jährige Salzburgerin gewinnt in Krasnaja Poljana überlegen vor der Deutschen Maria Höfl-Riesch. Die Tirolerin Nicole Hosp holt Bronze.

Zunächst schien es, als könnte der olympische Super-G zu einer Farce avancieren. Von den ersten elf Läuferinnen schieden in Krasnaja Poljana gleich acht aus, die Konkurrenz kam mit dem vom österreichischen Speedtrainer Florian Winkler gesteckten Kurs einfach nicht zurecht. Als Zuschauer ahnte man bereits eine wahre Ausfallsorgie und beinahe schon ein Ausscheidungsrennen als Anti-Werbung für den Skisport. Und allzu frisch war auch noch die Erinnerung an das rot-weiß-rote Abfahrtsdebakel. In der „Königsdiszplin“ hat etwa Anna Fenninger das Ziel nicht gesehen. Eine schmerzhafte Erfahrung, von der niemand wusste, wie sie die 24-jährige Salzburgerin bewältigen würde. Geworden ist es dann der „beste Tag meines Lebens“, wie Anna Fenninger zu Protokoll gab.

Vor vier Jahren in Vancouver hatte Olympia die Salzburgerin irgendwie noch überrollt, jetzt sorgte sie für die zweite Goldmedaille für den ÖSV in Sotschi. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, war ihre erste Reaktion. „Ich fühle mich fast ein wenig wie eingefroren.“ Für die sensible Fenninger ist das alles nicht leicht zu verarbeiten. Schließlich hat sich mit dem Triumph im Super-G ein Kindheitstraum erfüllt. „Als ich fünf Jahre alt war“, erzählt sie, „habe ich gesehen, wie Thomas Stangassinger Olympia-Sieger im Slalom (1994) geworden ist. Seitdem war es einer meiner größten Träume, das auch zu erreichen. Ich kann mich gut daran erinnern, weil ich im gleichen Skiklub bin und wir Kinder damals in Hallein beim Empfang Spalier gestanden sind.“

RUSSIA SOCHI 2014 OLYMPIC GAMES
RUSSIA SOCHI 2014 OLYMPIC GAMESAPA/EPA/HANS KLAUS TECHT

Der olympische Geist. Anna Fenninger hatte in Sotschi anfänglich Probleme, „in den olympischen Spirit zu kommen“. Sie hat gegrübelt und viel nachgedacht. Auch über den Ausfall in der Abfahrt. Vor dem Super-G aber hat sich die Nervosität gelegt. „Ich war total fokussiert, ich war cool. Ich wusste, ich kann es wieder!“ Mut etwa haben ihr beispielsweise die Rodel-Brüder Andreas und Wolfgang Linger gemacht. „Mitzuerleben, wie die ihre Medaille gemacht haben, das war super. Da spürt man, wofür man kämpft. Das muss aufkommen, wenn man am Start steht. Warum mache ich das alles? Genau für diese Gefühle.“

Entscheidend sind nicht nur Form und Physis, eine Anna Fenninger muss sich auch wohlfühlen. Sicherheit gibt ihr vor allem ihr Freund, Manuel Veith, ein ehemaliger Snowboarder. Mit ihm an ihrer Seite hat es mit Gold geklappt. „Er hat mit geholfen, dass ich von dem Ganzen ein Stück weit weggekommen bin. Ein Stück weg in die Normalität. Dass er da ist, motiviert mich und taugt mir. Er kennt mich so gut, dass er mich nur anschauen braucht und weiß, was los ist. Wenn es mir einmal nicht so gut geht, dann tut er immer genau das Richtige.“

Die Salzburgerin, die in ihrer Karriere bisher fünf Weltcupsiege errungen hat, sich bei der WM in Garmisch-Partenkirchen Gold in der Superkombination geschnappt hat, ist nun mit Olympia versöhnt. „Das Erlebnis in Vancouver war so, dass ich mich da überhaupt nicht wohlgefühlt habe“, sagt Fenninger. „Aber jeder spricht immer vom olympischen Geist oder Spirit. Die Gefühle, dass man da die ganze Welt vereint, dass man miteinander die Spiele spielt, das war eines meiner größten Ziele, als ich hier angereist bin. Dass ich das erleben möchte. Ich habe versucht, das zu spüren. Es war wichtig, dass ich aus dem Dorf herauskomme, dass mir die Decke nicht auf den Kopf fällt, dass ich nicht so verbissen auf das eine Ziel hinschaue.“

Die 24-Jährige, die die Skihotelfachschule Bad Hofgastein besucht hat, ist gereift. Auch dank der Heim-WM in Schladming 2013. Auch vor einem Jahr wurde sie hart geprüft, holte erst im vierten und letzten Bewerb die erhoffte Medaille. „Das war extrem lehrreich“, sagt sie. „Es kann nichts Schlimmeres mehr kommen.“
In den Olympia-Winter ist die Salzburgerin, die in Adnet lebt, als Blondine gestartet. Aber noch vor dem Jahreswechsel erfolgte die Korrektur. „Ich habe in den Spiegel geschaut und gefühlt: Das bin nicht ich.“ Ungebrochen ist hingegen ihr Engagement für Geparden. Auch bei der Pressekonferenz in Krasnaja Poljana hat sie für die gefährdeten Tiere geworben.

Eigentlich auf Goldkurs hat sich Maria Höfl-Riesch befunden. Aber eben nur fast. „Ich war kurz vor dem Abschwingen“, gestand die Deutsche. „Ich dachte nicht, dass ich so weit voran lag. Nach dem Fehler war es unglaublich, noch Zweite zu sein. Das war fast noch eine größere Freude als in der Kombination.“

Glücklich auch Nicole Hosp: Die 30-jährige Tirolerin gewann nach Kombi-Silber nun auch Bronze. Jetzt hat sie alle Disziplinen durch, hält bei Großereignissen bei zehn Medaillen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2014)

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