ÖSV-Adler versilbern sich im Teambewerb

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Das rot-weiß-rote Quartett mit Michael Hayböck, Thomas Morgenstern, Thomas Diethart und Gregor Schlierenzauer hat am Ende 2,7 Punkte Rückstand auf Deutschland. Bronze geht an Japan.

Tröten heulten auf, Skispringer kugelten ausgelassen im Auslauf der RusSki-Schanze herum und schrieen vor Freude. Doch nicht Österreichs Skispringer gewannen den Teambewerb, die abschließende Konkurrenz dieser Winterspiele, sondern Deutschland. Das DSV-Quartett mit Andreas Wank, Marinus Kraus, Andreas Wellinger und Severin Freund gewann das dritte Team-Gold nach 1994 und 2002. Für den Vorarlberger Werner Schuster aber ist es der erste große Titel. Für ihn ist es eine „Erlösung“, er arbeitet seit 2008 im DSV und stand vor diesem Springen mit leeren Händen da. Mit Gold hat der 54-Jährige seinen Job sicher.

Österreich, das 2006 und 2010 Team-Gold gewonnen hat, segelte zu Silber. Womit nach den ernüchternden Auftritten im Einzel keiner mehr gerechnet hatte, machten Michael Hayböck, Thomas Morgenstern, Thomas Diethart und Gregor Schlierenzauer als Mannschaft doch noch wahr. Sie gewannen das 32. Edelmetall des in die Kritik gerückten Trainers Alexander Pointner bei Großereignissen. „Das ist Gänsehaut-Feeling pur“, sagte Hayböck. Diethart sprach von „Wahnsinn“. Morgenstern war nach den Erlebnissen der vergangenen Monate („Von der Intensivstation zu Silber“) überwältigt und auch Schlierenzauer, der zuletzt mit Aussagen und verbalen Attacken auf Pointner für Aufsehen gesorgt hatte, zeigte sich (vorerst) versöhnlich. „Österreich war seit der WM 2005 eine Goldbank, das ist Vergangenheit. Für mich ist Silber sehr schön, ich war die ganze Saison nicht in Topform.“

Demut, und echte Freude


Dass Statistiker die gerissene Siegesserie bei Winterspielen und WM seit 2005 bemühten, interessierte die Springer ebenso wenig wie die Tatsache, dass nur 2,7 Punkte auf Gold fehlten. „Man sieht jetzt, wie sehr Silber leuchten kann“, sagte Pointner. Die aufgekommene Diskussion um seine Position kommentierte er nicht, das werde erst nach Saisonende mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel geklärt. Er erinnerte aber an Erlebnisse, die den Sportlern zu denken geben sollten. „Es hat Momente gegeben, in denen es gekracht hat, ja. Aber, es gab auch Zeiten, da konnten sich Morgenstern und Schlierenzauer nicht mehr freuen, als sie nur Zweite geworden sind.“

Für Morgenstern schloss sich in Krasnaja Poljana womöglich ein Kreis. Der Kärntner, 27, war der letzte Springer, der von der Gold-Truppe 2006 noch dabei war. Er gewann in Turin auch im Einzel, 2010 folgte in Vancouver das nächste Team-Gold und nun mit Silber seine vierte Olympiamedaille. Dass er in Russland überhaupt dabei sein „durfte“, wie er sagt, mache ihn ungemein stolz. Die Erinnerungen an den Sturz auf dem Kulm, die Tage im Spital und die stets aufflackernde Angst, sie sind allgegenwärtig. „Ich bin ehrlich: da geht keiner rauf nach so einem Sturz und sagt, er hat keine Angst.“ Er habe „Demut gelernt“, sagt Morgenstern, der im Skispringen längst alles gewonnen hat. Er ist nach den schweren Stürzen nachdenklich geworden, es ist nicht ausgeschlossen, dass er seine Karriere beenden wird. „Ich brauche Zeit, ich muss nachdenken. Denn ich möchte das Glück nicht herausfordern.“

(APA)

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