Eishockey: Ernüchternde Chancenlosigkeit

OLYMPISCHE WINTERSPIELE SOTSCHI 2014: EISHOCKEY/ HERREN / OeSTERREICH - SLOWENIEN
OLYMPISCHE WINTERSPIELE SOTSCHI 2014: EISHOCKEY/ HERREN / OeSTERREICH - SLOWENIENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Österreich verspielte die Chance auf das Viertelfinale mit einer schwachen Leistung gegen Slowenien. 36 Stunden zuvor genossen Vanek und Co. noch Torte und Alkohol.

Das 3:1 gegen Norwegen hatte im Lager der österreichischen Eishockeyspieler nicht unberechtigte Hoffnungen geweckt. Hoffnungen, tatsächlich den vor Turnierbeginn eher als illusorisch geltenden Einzug ins Viertelfinale zu schaffen. Neben der Leistungssteigerung ließ vor allem Play-off-Gegner Slowenien den Traum realistischer erscheinen.

Slowenien, ein Kontrahent auf Augenhöhe, auf dem Papier längst nicht übermächtig und schon gar kein Eishockey-Schwergewicht. Die Chance, ins olympische Rampenlicht zu treten, sie hätte größer nicht sein können.
Doch sie wurde leichtfertig verspielt, mit einer Leistung, die einem Team mit seriösen Viertelfinal-Ambitionen schlicht nicht würdig war. Erschreckend harmlos agierten die rot-weiß-roten Cracks in der Offensive, Torgefahr strahlten nur die Slowenen aus.

Die NHL-Linie mit Kapitän Thomas Vanek sowie Michael Grabner und Michael Raffl verlieh keine „Extra-Qualität“, wie sie Teamchef Manny Viveiros von seinen Übersee-Legionären erwartete.

Keine Ideen, keine Durchschlagskraft

Auf der Gegenseite war Anze Kopitar, 2012 mit den Los Angeles Kings Gewinner des Stanley Cups, ein echter Leader auf dem Eis – ein solcher fehlte den Österreichern. Der Gegner wirkte mit dem ersten Bully aggressiver, schlicht gewillter, Historisches zu schaffen. Kopitar besorgte die frühe Führung (6.), sie war schon zu diesem Zeitpunkt verdient. Und als Jan Urbas in der zwölften Minute nach einem Scheibenverlust von Vanek in Unterzahl zum 2:0 traf, nahm das Unheil seinen Lauf.

„Die Slowenen hatten rasch das Momentum auf ihrer Seite“, analysierte Verteidiger Florian Iberer. Dabei wäre den Österreichern noch genügend Zeit geblieben die Wende einzuleiten. Doch es fehlten Ideen, Überraschungsmomente, Durchschlagskraft. „Das war unsere schwächste Leistung“, gestand Iberer.

Das 3:0 von Sabahudin Kovacevic (24.) ließ die wenigen slowenischen Fans in der Bolschoi-Arena abermals tanzen, den Schlusspunkt setzte Jan Mursak mit einem Treffer ins leere Tor (58.).

Torte und Alkohol

Österreichs Spieler schlichen nach 60 Minuten geprügelt vom Eis, ohne in eine Schlägerei verwickelt gewesen zu sein. „Es war enttäuschend, das wir heute nicht mehr zustande gebracht haben“, sagte Thomas Vanek, dem im gesamten Turnierverlauf kein einziges Tor und nur ein Assist gelang. Thomas Raffl sprach von einer schmerzhaften Niederlage, „aber wir haben alles probiert.“

Können sich Österreichs beste Eishockeyspieler nach einem 0:4 gegen Slowenien also rein gar nichts vorwerfen? Wohl nicht. Vielleicht setzte nach dem Erfolg gegen Norwegen die übliche Zufriedenheit ein, aber unabhängig davon sind die Feierlichkeiten, welche die „Presse“ Sonntagabend im Österreich-Haus verfolgte weder professionell noch leistungssteigernd. Geburtstagskind Daniel Welser bekam vom ÖOC eine Torte serviert.

Er und seine Kollegen Matthias Trattnig, Andre Lakos, Andreas Nödl, Grabner und Vanek genossen nicht nur diese, sondern auch nicht unbeträchtliche Mengen an Alkohol – keine 36 Stunden vor dem Spiel gegen Slowenien. Teamchef Viveiros wollte diesem Thema keine allzu große Bedeutung beimessen: „Wir wissen, dass sich Spieler im Österreich-Haus getroffen haben, aber zu spät wurde es laut meiner Information nicht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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