IOC schließt Russland nicht von Rio-Spielen aus

ITAR TASS SOCHI KRASNODAR TERRITORY FEBRUARY 4 2014 IOC chief Thomas Bach L and Russia s pres
ITAR TASS SOCHI KRASNODAR TERRITORY FEBRUARY 4 2014 IOC chief Thomas Bach L and Russia s presimago/ITAR-TASS
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Die Entscheidung, ob Athleten an den Rio-Spielen teilnehmen können, obliegt den internationalen Fachverbänden. "Whistleblowerin" Stepanowa erhält keine Startberechtigung.

Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat am Sonntag in einer Telefonkonferenz entschieden, dass Russlands Delegation an den Sommerspielen in Rio de Janeiro teilnehmen darf. Für die Athleten gelten jedoch spezielle Auflagen. Keine Startberechtigung als Athletin erhielt "Whistleblowerin" Julia Stepanowa, sie und ihr Ehemann werden vom IOC aber nach Rio eingeladen.

Diese Entscheidungen teilte IOC-Präsident Thomas Bach am Sonntag in Lausanne in einer Medien-Telefonkonferenz mit. Die Entscheidung, ob Athleten in den jeweiligen Sportarten in Rio antreten dürften, liege bei den internationalen Fachverbänden.

So hat etwa der Tennis-Weltverband sieben für Rio nominierten russischen Tennisspieler bereits grünes Licht gegeben. Sie hätten außerhalb Russlands das strenge Anti-Doping-Programm durchlaufen, die ITF sieht die Anforderungen des IOC erfüllt.

Leichtathleten werden fehlen

In einem Ermittlungsbericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) war ein staatlich angeordnetes systematisches Doping in Russland nicht nur in der Leichtathletik festgestellt worden. Die Leichtathleten werden in Rio aber fehlen, der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte die Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes durch den Weltverband (IAAF) als regelkonform bestätigt.

Bach sprach von einer schwierigen Entscheidung. Der Report von Richard McLaren habe ein System aufgedeckt, aber man habe über Individuen und einzelne Athleten und wie das jeden Einzelnen betreffe, entscheiden müssen.

Im Fall von Stepanowa, die darauf gehofft hatte, nach den Europameisterschaften in Amsterdam auch bei Olympia in Rio unter neutraler Flagge anzutreten, anerkannte das IOC deren Verdienste um Aufklärung. Weil sie eine Doping-Vergangenheit habe, erfülle sie die ethischen Anforderungen aber nicht.

Russland begrüßt IOC-Entscheidung

Russland hat in einer ersten Reaktion die Entscheidung des IOC begrüßt, das Land nicht komplett von Olympia 2016 in Rio auszuschließen. "Das ist eine rechtmäßige Lösung", sagte der Chef des Sportausschusses im russischen Parlament, Dmitri Swischtschjow, am Sonntag.

"Aber solche Entscheidungen sollten nicht nur in Bezug auf russische Athleten, sondern auf Sportler in der ganzen Welt getroffen werden. Dann wäre das Problem Doping endgültig ausgerottet", sagte er der Agentur Tass zufolge in Moskau. Auch der Sportfunktionär Schamil Tarpischtschew, Chef des russischen Tennisverbands, nannte den Schritt des Internationalen Olympischen Komitees "zufriedenstellend".

Mennel: Entscheidung macht Sinn

Unzufrieden zeigt sich hingegen Michael Cepic,  Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Österreich, mit der Entscheidung. "Wir sind maßlos enttäuscht vom IOC. Weil natürlich hätte es unschuldige Sportler getroffen, aber in erster Linie geht es um die restlichen 9.500 oder 10.000, die sich allen in allem einem normalen Anti-Doping-Regime unterwerfen und in Rio teilnehmen. Die schützt man mit dieser Nachricht ganz sicherlich nicht. Mehr als enttäuschend, fast skandalös ist, dass Frau Stepanowa nicht teilnehmen darf, das ist heftig."

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel sagte:"Die Entscheidung ist, nur zwölf Tage vor Beginn der Spiele in Rio, schwierig genug, auch, weil die Rechtslage nicht eindeutig ist. Wir glauben, dass der getroffene Kompromiss, nicht alle russischen Athleten kollektiv zu sperren, sondern diverse Auflagen für etwaige Starts zu definieren, Sinn macht.

(APA)

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