Olympia: Ein Strand als Epizentrum der Lebensfreude

 Die weltberühmte Copacabana und das Beachvolleyballstadion – während der Spiele in Rio der Hotspot.
Die weltberühmte Copacabana und das Beachvolleyballstadion – während der Spiele in Rio der Hotspot.(c) REUTERS (RICARDO MORAES)
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Beachvolleyball an der Copacabana ist eines der Highlights dieser Sommerspiele. 12.000 Zuschauer im Stadion, Tausende rundum – und Brasilien schürft Gold.

Rio de Janeiro/Wien. Fotos von der Copacabana transportieren ausnahmslos Urlaubsfeeling. Man spürt automatisch die heißen Sandkörner, hört klar das Meeresrauschen, sieht spielende Kinder, umherstreunende Hunde, geknackte Kokosnüsse – und allerorts ist Hochbetrieb auf Volleyballfeldern. Wer auf diesem knapp vier Kilometer langen Sandstreifen steht, hört und sieht die Sorgen des Alltags einfach nicht mehr.

Dieser „Freiraum für Freiheit“, dessen Eventtauglichkeit für Millionenbesucher mit Konzerten der Rolling Stones oder dem Papstbesuch bewiesen wurde, ist eines der Herzstücke der Sommerspiele in Rio de Janeiro. Hier finden alle Beachvolleyballpartien (ab 6. August) statt, doch die Arena de Vôlei de Praia ist mehr als nur ein simples Strandstadion. 12.000 Zuschauer fasst dieser Koloss aus Stahltrassen, neben dem Centre-Court umfasst die Anlage fünf Trainings- und zwei Aufwärmcourts.

Volleyball, sagt ÖVV-Präsident Peter Kleinmann, ist in Brasilien Kult und Nationalsport. Ja, freilich, es gibt Fußball, die Seleção und jeder kennt Neymar. „Ich habe aber einen Brasilianer gefragt. Er sagte, Volleyball ist die Sportart Nummer eins, nicht Fußball. Das sei nämlich Religion.“ Brasilien begehre daher nach dem Flop bei der WM 2014 – Brasilien lief im Halbfinale in ein 1:7-Debakel gegen Deutschland – vor allem gleich sechs Goldmedaillen: zwei im Fußball – und alle vier im Volleyball. Kleinmann: „Damen und Herren in der Halle und Damen und Herren an der Copacabana, das wäre der Wahnsinn.“

Die Vorzeichen würden darauf hindeuten, selbst der Präsident des Weltverbands sei Brasilianer und manch Regeländerung spiegle eine Tendenz wider. Bei den Spielen in London 2012 waren sieben europäische Nationen im Volleyballturnier dabei, jetzt sind es mit Russland, Polen, Frankreich und Italien nur noch vier. Man habe das elegant gelöst, sagt Kleinmann, im Weltsport sei das gewiss nicht immer so leicht zu bewerkstelligen, das demonstriere die aktuelle Russland-Krise. „Dopingsanktion?

Mit dieser Entscheidung konnte man es niemandem recht machen. Man kann die Ungedopten nicht von Olympia aussperren!“

Sportsandstrand dort, Politgranit da

Am Strand stünden 24 Teams am Start, sie werden an der Copacabana für Highlights sorgen, mit den besten Partien zur TV-Prime-Time, diktiert von US-Sender NBC. Das ist zumeist in den Abendstunden, in Europa frühmorgens. Zwei ÖVV-Teams sind dabei, Clemens Doppler und Alexander Horst sowie Robin Seidl und Alexander Huber. Vorbereitet sind sie bestens, dafür wurde sogar eigens der spezielle Copacabana-Sand zum Training nach Floridsdorf importiert. Edelmetall erwarten würde er nicht, sagt Kleinmann, erhoffen aber durchaus.

Ehe sich die Volleyballwelt in Brasilien trifft, wird noch der Majorklassiker am Wörthersee absolviert. Die Zukunft des Turniers ist unklar, es gibt Unstimmigkeiten über Förderungen. Einem Privatier, also Hannes Jagerhofer, die Alleinlast solch einer „sozialen Aufgabe“ aufzubürden, hält Kleinmann von der lokalen Politik für falsch. „Die Entscheider sollen bitte Kosten und Investment auseinanderhalten! Ohne dieses Turnier gäbe es doch kein Team in Rio, würden 5000 Kinder nicht im Schulcup spielen. Es gibt 3000 Beachplätze in Österreich, die Teams gewannen 22 Medaillen . . .“

Österreich fehlt offensichtlich ein alles schnell befriedender Sandstrand. Es ist aber auch eine Frage der fehlenden Sportkultur – und in diesem Punkt beißen Spieler, Klubs und Veranstalter viel zu oft auf Granit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2016)

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