Kanu: „Die Russinnen waren uns ein bisschen suspekt“

Viktoria Schwarz.
Viktoria Schwarz.(c) APA/AFP/ATTILA KISBENEDEK
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Russlands Dopingsperren verhalf Ana Roxana Lehaci, Yvonne Schuring und Viktoria Schwarz zu Rio-Tickets.

Ottensheim. Österreichs erst am Dienstag für Olympia nominiertes Kanutinnentrio – möglich machten es die vom Kanuverband bestätigte Sperre für russische Athleten – befindet sich in euphorisiertem Zustand, nachdem es mit den Rio-Tickets doch geklappt hat. Die Zeit bis zu den am 15. August beginnenden Flachwasserwettkämpfen in der Lagune Rodrigo de Freitas ist knapp, vor allem für die neue Besetzung im Kajakzweier mit Ana Roxana Lehaci/Yvonne Schuring.

„Wir sind schon dann und wann bei Landes- oder Staatsmeisterschaften gemeinsam für den Verein gefahren“, erklärte Lehaci. Trainiert hatten sie bis Mittwoch im Zweier aber noch nie. Daher ist die gemeinsame Zeit auf der Regattastrecke Linz–Ottensheim nun doppelt wertvoll. Schuring: „Im Zweier geht es jetzt um Harmonie. Auch Sprints und Starts werden wir machen.“

Rio nach Schlafwandelsturz

Das Österreichische Olympische Komitee sei an Schuring herangetreten, ob sie nicht im Zweier mit Lehaci starten wolle. „Ana hatte großes Interesse daran, und ich wollte sie nicht hängen lassen“, berichtete die 38-Jährige. Die eigentliche Lehaci-Partnerin, Viktoria Schwarz, fiel nach einem Schlafwandelsturz vom Balkon im Training etwas zurück, die 31-Jährige hält sich derzeit in São Paulo auf.
Dort versucht die Oberösterreicherin, ihre Olympia-Chance noch zu wahren. Sollten Belastungstests und Zeittrainings zur Zufriedenheit ausfallen, wird Schwarz im Kajak-Einer über 200 Meter starten. „Höre niemals auf, an dich zu glauben“, postete Schwarz jedenfalls auf Facebook. Die Olympia-Fünfte von 2012 hatte sich zwar bei ihrem Sturz Schulter, Nase, Ferse gebrochen und Zähne lädiert, aber bald wieder trainiert. „Nachdem ich voller Schmerzen aufgewacht war, bin ich sofort wieder in den Fitnessraum und auf das Rad. Jeder hat mich verrückt genannt und gemeint, ich solle mir die Zeit zur Heilung nehmen. Aber ich habe nie aufgehört zu kämpfen und gehofft, dass der Moment der Wahrheit kommt. Jetzt bin ich für meine dritten Spiele bereit und auch dafür weiterzukämpfen“, schrieb Schwarz.

Sollte sie doch nicht über 200 Meter antreten können, bleibt der Platz unbesetzt. Denn Schuring/Lehaci haben ihren Zweier-Vorlauf zu knapp davor. Schurings Einer-Vorlauf über 500 Meter wird hingegen erst zwei Tage (17. 8.) später stattfinden. „Wir wollen kurzfristig hinfahren und daheim so gut wie möglich fahren“, erklärt Lehaci. „Vor Ort werden wir uns so gut wie möglich auf das Wasser, das Rennen einstellen, sonst keine Energie verschwenden.“ Trainiert wird unter Schurings Coach, Martin Riedl. Lehacis Individualtraining im körperlichen Bereich führt weiter Vater Vasile durch.

Alle drei ÖKV-Athletinnen haben in den vergangenen Wochen damit spekuliert, dass es mit den Nominierungen klappen wird. „Ich habe es die ganze Zeit mitverfolgt“ sagt Lehaci. „Die Russinnen waren uns immer schon ein bisschen suspekt. Die beiden sind relativ jung und waren von einem Tag auf den anderen ganz vorn dabei.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2016)

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