Paralympics in Rio drohen zur Blamage zu werden

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Große Finanzprobleme und kaum Zuschauerinteresse plagen die Spiele der Behindertensportler. Ob Russland dabei ist, entscheidet der CAS.

Den kommenden Paralympics in Rio de Janeiro drohen eine Blamage. Behindertensport interessiert dort kaum jemanden, der Ticketverkauf ist dramatisch schlecht - und es fehlt überall Geld. Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), befürchtet das Schlimmste für die ersten Olympischen Spiele der Sportler mit Behinderung in Südamerika. "Noch nie in der 56-jährigen Geschichte der Paralympische Spiele haben wir so schwierige Rahmenbedingungen erlebt wie hier", klagte er über die akuten Geldprobleme.

Zuschüsse zu den Reisekosten wurden nicht wie geplant überwiesen. Dazu Budgetkürzungen, weniger Personal und Einschränkungen beim Transportsystem in Rio. Für Craven ist es schon ein Erfolg, dass alle geplanten 22 Sportarten stattfinden könnten.

Über 4.000 Sportler aus 165 Ländern werden in Rio um die Paralympics-Medaillen kämpfen. Allerdings sprang schon bei den Olympischen Spielen selten der Funke über, bei den Paralympics könnte es besonders dramatisch werden. Erst rund 12 Prozent der 2,4 Millionen Eintrittskarten sind verkauft. Dadurch fehlt Geld - und bisher ist nicht absehbar, dass das Interesse noch signifikant anziehen wird, in der Stadt wissen viele Bürger gar nicht, dass nach Olympia noch Paralympics kommen.

Notkredit soll Schlimmstes vermeiden

Die Regierung und die Stadt wollen 250 Millionen Reals (68 Millionen Euro) zusätzlich bereitstellen, um die Finanzlücke zum großen Teil zu schließen. Schon für Olympia musste die Regierung in Brasilia mit einem Notkredit von 800 Millionen Euro helfen. Rio ist fast pleite, wegen der tiefen Rezession im Land kommen die Spiele zur Unzeit.

Craven räumt ein, Brasilien sei von der Bedingungen her ein anderes Land als bei der Vergabe 2009. Aber die Spiele werden erstmals in über 100 Ländern übertragen. Eigentlich ein großartiges Werbefenster für den Behindertensport, Rio und Brasilien. Aber schon Olympia und die Negativschlagzeilen bescherten Rio nur bedingt eine Imagewerbung.

CAS-Urteil zu Russland am Dienstag

Russlands Behindertensportler bekommen endlich Gewissheit. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) soll am Dienstag entscheiden, ob der Ausschluss der russischen Athleten von den Paralympics in Rio de Janeiro bestehen bleibt. Den Paralympics 2016 selbst droht freilich insgesamt eine Blamage.

Das NPC Russia hatte gegen die Aussetzung seiner Mitgliedschaft im Internationalen Paralympics Komitee (IPC) Einspruch eingelegt. Im Gegensatz zum IPC hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Ende Juli noch auf einen historischen Komplett-Bann verzichtet. Zur Anhörung vor dem CAS am Montag waren NPC-Präsident Wladimir Ljukin, Vizepräsident Pawel Roschkow sowie die Sportler Dmitri Kokarew, Wiktoria Potapowa und Jelena Gorlowa nach Rio gereist. Zudem gehörten Sportjuristen zur Abordnung.

Die Chancen der Russen stehen gut, dass sie mit ihrer Klage Erfolg haben. Ein Komplett-Ausschluss sei "nur schwer durchzusetzen", sagte der deutsche Sportrechts-Experte Rainer Cherkeh. Wie es am Ende vor dem CAS ausgehe, sei dennoch offen. "Der CAS ist nicht berechenbar und auch kapitale Fehlentscheidungen - egal in welche Richtung - sind dort denkbar", sagte der Jurist aus Hannover.

IPC-Chef Craven: "System ist korrupt"

Nach massiven Doping-Vorwürfen im Report des unabhängigen Ermittlers Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte das IPC die Suspendierung damit begründet, dass Russland nicht die für eine Mitgliedschaft notwendigen Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf unternimmt. "Das System in Russland ist korrupt. Der McLaren-Report markierte meiner Ansicht nach und auch der Ansicht des IPC-Vorstands nach einen der dunkelsten Momente des Sports", sagte IPC-Präsident Philip Craven. Russland sei "nicht in der Lage, dem Anti-Doping-Code des IPC und dem Anti-Doping der WADA zu entsprechen".

Das IPC hatte von McLaren die Namen von 35 Sportlern erhalten, die in Verbindung mit verschwundenen positiven Dopingproben aus dem Moskauer Kontrolllabor stehen sollen. Zudem hat der Dachverband 19 Dopingproben von den Winter-Paralympics 2014 in Sotschi zur Nachkontrolle geschickt, die im Verdacht stehen, ausgetauscht worden zu sein. Bei den Paralympics in London 2012 hatten die Russen hinter China im Medaillenspiegel mit 102 Medaillen (36 Gold, 38 Silber, 28 Bronze) den zweiten Platz belegt.

(APA/dpa)

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