Eine Bronzemedaille rettete Österreichs Ehre in Rio, zur allgemeinen Zufriedenheit fehlte vieles. Manches Karriereende kündigt sich an, die Leistung einiger junger Sportler lässt für Tokio 2020 auf Besserung hoffen.
Rio. Ist das Olympische Feuer erst einmal erloschen, dann ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Jene der österreichischen Delegation in Rio fällt ernüchternd aus. Eine Bronzemedaille durch die Segler Thomas Zajac/Tanja Frank ist dürftig, daran gibt es nichts zu beschönigen. Enttäuschungen gab es sonder Zahl, man denke nur an Judoka Ludwig Paischer (Aus nach 27 Sekunden) oder Hürdensprinterin Beate Schrott (Vorlaufletzte). Etliche Athleten dürften zumindest ihre olympische Karriere beenden. Andere wiederum suchen noch nach einer Antwort auf die Frage, ob Tokio 2020 denn die richtige Perspektive bietet. Natürlich geht es dabei auch um Fördergelder und finanzielle Absicherung. „Gibt es nach dem Team Rio auch ein Team Tokio? Und bleiben wir beim Bundesheer, oder hauen sie uns raus?“, grübelt Segler Matthias Schmid, 35.
Schmid ist nicht der einzige ÖOC-Athlet, der auf Signale wartet. Von sich und der Politik. Gewiss spielt das fortschreitende Alter eine entscheidende Rolle, weswegen etwa der 34-jährige Ludwig Paischer seine Laufbahn nur noch um „ein, zwei Turniere“ verlängern wird. „Ich bin zu alt. Es muss der Kopf mitspielen, es muss der Körper mitspielen. Es ist jeden Tag eine Quälerei. Als Sportler hat man ein Ablaufdatum.“
Dieses Ablaufdatum für sich zu erkennen, ist eine hohe Kunst, der Moment des Abschieds sollte gut überlegt sein. Die Beachvolleyballer Clemens Doppler und Alexander Horst sind sich über ihre Zukunft noch nicht im Klaren. Die Heim-WM 2017 in Wien weckt gewiss ein großes Verlangen, ob in vier Jahren nochmals nach Medaillen gebaggert wird? „Vielleicht ist Tokio ein Thema, aber nicht jetzt“, sagt Doppler, 35.
Lichtblicke für Tokio
Es regiert jedoch nicht nur Unsicherheit und Misserfolg im österreichischen Sommersport, Tokio könnte für manch hoffnungsvolles Talent Großes bereithalten. Schützin Olivia Hofmann (5.), den Judokas Bernadette Graf (5.) und Kathrin Unterwurzacher (7.) sowie Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (6.), allesamt 24-jährig, fehlte in Rio nicht viel auf Edelmetall. Ein Versprechen ist die erst 16-jährige U20-Siebenkampfweltmeisterin, Sarah Lagger. Findet der rasante Aufstieg der Kärntnerin eine Fortsetzung, könnte sie in Japan um Medaillen mitmischen.
Dass Erfolg nur bedingt in direktem Zusammenhang zur Einwohnerzahl steht, zeigt ein Blick auf die Statistik. Der 110.000-Einwohner-Inselstaat Grenada bejubelte eine Silbermedaille und war damit in der Pro-Kopf-Rechnung die erfolgreichste Nation.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2016)