Erfolgsfaktor der Segler: Präsidium, das "nicht stört"

SAILING - OeSV, press conference
SAILING - OeSV, press conferenceGEPA pictures
  • Drucken

Sein erfolgreiches Nationalteam hat der Österreichische Segelverband (OeSV) am Mittwoch in Wien präsentiert.

Nach dem historischen 470er-Gold für Lara Vadlau/Jolanta Ogar wurden auch Hintergründe der Erfolgsstory des einzigen Sportverbandes, der bei den vergangenen sechs Spielen zumindest einen Diplomplatz (Top-8) erreicht hat, präsentiert. U.a. ist das offenbar ein Präsidium, das "nicht stört".

So formulierte es zumindest der im OeSV für den Spitzensport zuständige Wolfgang Mayrhofer. Der ehemalige Olympia-Silbermedaillengewinner im Finn (1980) und nunmehrige Universitätsprofessor präzisierte, wofür sich auch Vadlau ("Der Verband unterstützt unser Team unglaublich") bedankt hatte.

"Wir stehen auf den Schultern von Riesen", erinnerte Mayrhofer an einstige Größen wie Hubert Raudaschl oder die Hagaras. "Wir schaffen zweitens den Drahtseilakt der gemeinsamen Arbeit von Individualisten", verwies Mayrhofer darauf, dass "Segler grundsätzlich Verrückte" sind. "Drittens haben wir ein sehr spitzensportfreundliches Präsidium das zwar strategisch-organisatorisch den Rahmen vorgibt, sonst aber möglichst wenig stört."

Den lautesten Lacher dabei hatte Mayrhofer mit Präsident Herbert Houf auf seiner Seite. Houf fühlt sich vor allem für die Sicherstellung der finanziellen Mittel zuständig und findet diesbezüglich nur ein gravierendes Problem vor. Weil nur 75 Prozent der Fördergelder aus dem Rio-Projekt tatsächlich gleich fließen, muss der Rest bis Jahresende vorfinanziert werden. "Verbände müssen sich damit bis zu einem Viertel des Jahresbudgets verschulden. Ich hoffe, dass Mittel flüssig gemacht werden", appellierte Houf auch im Namen anderer Sportverbände an die Verantwortlichen.

Sportlich ist der OeSV auch hinsichtlich Rio 2016 ausgezeichnet unterwegs. Vier Klassen sind seit der ISAF-WM in Spanien fix qualifiziert, mit dem 49erFX (Frauen) und den beiden Laser-Klassen sind drei weitere dicht dran. Sollten sich Ende 2015 mehrere Boote einer Klasse auf ähnlichem Level befinden, gibt es eine interne Ausscheidung um den Olympia-Startplatz, entschieden wird durch ein Nominierungskomitee. Insgesamt gibt es 274 Bootsplätze für Rio, die erste Hälfte wurde bereits bei der WM vergeben.

Bis zu zehn Mal werden Österreichs Segler dann bereits im Olympia-Revier gewesen sein. Die aufwendigen Reisen nach Brasilien - die nächste steht unmittelbar bevor - sind notwendig, weil die Guanabara-Bucht höchst anspruchsvoll ist.

Als weitere Erfolgsfaktoren im OeSV wurden langfristiger Aufbau und die Internationalität des Betreuerteams genannt. "Bei unserem Einstieg gab es viele gut durchdachte Einzelaktionen. Seit einigen Jahren ist aber eine nachhaltige Struktur erkennbar", erklärte 49er-Segler Nico Delle Karth. "Segeln ist eine sehr komplexe und technische Sportart", verwies der langjährige Sportdirektor Georg Fundak (Delle Karth: "Er ist die größte Konstante bei uns überhaupt") darauf, dass man dank des internationalen Betreuerteams verschiedene "Segel-Kulturen" erfahren könne.

Segeln findet aber immer statt und nicht nur alle vier Jahre. Deshalb kommt nicht nur eine Champions League, die ISAF hat auch den Weltcup neu überarbeitet. Erstmals gibt es heuer ein Finale in Abu Dhabi, sechs OeSV-Boote sind dafür qualifiziert. Damit soll Segeln auch zwischen den Spielen mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen. Limitierte Starterfelder sowie Preisgeld sollen mithelfen. "Nur weil es die Öffentlichkeit tut, dürfen nicht auch wir nur alle vier Jahre auf den Segelsport schauen", begrüßte das Delle Karth.

Keine Scheu haben Österreichs Spitzensegler offenbar davor, den Nachwuchs mit gemeinsamem Training zu unterstützen. Delle Karth: "Damit züchtet man sich natürlich Konkurrenz. Aber wir wollen nicht irgendwann aufhören und dem Verband dann eine Leere hinterlassen", erklärte er den "Generationenvertrag".

Erfolgsduos wie Vadlau und die gebürtige Polin Ogar ("In Rio möchte ich eine Medaille und die Interviews in Deutsch geben") profitieren am meisten davon, dass sie sich im Training mit 470er-Männern matchen. "Wir müssen uns da zu 200 Prozent anstrengen, damit wir mithalten können. Schaffen wir das bei Starkwind, wissen wir, dass wir bei den Mädels auch schnell sind. Bei Schwachwind profitieren dann die Herren", erklärte Vadlau.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.