Platini Spricht über Europacup-Reform

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Spielraum(c) REUTERS (NIR ELIAS)
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Uefa-Präsident Michel Platini denkt laut über eine Europacup-Reform nach. Das finden nicht alle Klubs so wirklich lustig.

Michel Platini redet viel, wenn der Tag – vor allem die Nächte – lang ist. Der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat dieser Tage wieder mit einer revolutionären Idee aufhorchen lassen. Der Franzose, einst ein begnadeter Kicker, dachte laut über Veränderungen der europäischen Klubwettbewerbe nach. In einem Interview mit der Zeitung „Ouest-France“ kündigte Platini an, dass er es durchaus für denkbar halte, ab 2015 die Gruppenphase der Champions League von bisher 32 Vereinen auf 64 zu erhöhen. Zudem schloss der Uefa-Boss die immer wieder kolportierte Abschaffung der Europa League nicht aus. Entschieden sei freilich noch nichts, aber diskutieren könne man ja über alles. 2014, so Platini, sollte man sich allerdings zu einer Entscheidung durchringen.

Michel Platini erntete für seine Vorschläge vorerst nur Kritik. Bayern München meldete sich umgehend zu Wort, Karl-Heinz Rummenigge hielt ein Plädoyer für die Eliteliga. „Wir sind keine Freunde davon, Qualität zulasten der Quantität zu verändern. Wir sind nicht für die Abschaffung der Europa League und absolut gegen eine Erweiterung der Champions League.“

Auch Dortmunds Startrainer Jürgen Klopp, der heuer mit seiner Mannschaft eine Gruppe mit Real Madrid und Manchester City zu überstehen hatte, fand relativ deutliche Worte. „Das ist genauso blödsinnig, als würde man die 1. und 2. Bundesliga zusammenlegen.“ Er hoffe, dass Champions League und Europa League nicht vereint werden, „solange ich Trainer bin“. Und das wird vermutlich noch recht lange sein.

Auch die etwas kleineren Vereine wehren sich gegen die Abschaffung des Mini-Europacups. Fredi Bobic, der Ex-DFB-Teamspieler und jetzige Stuttgart-Sportdirektor, klingt besorgt. „Sollte man das dann noch Champions League nennen? Wenn man die Europa League in die Champions League hineinpackt, dann ist das ja eher eine Europa League.“ Schon jetzt gibt es in der Königsklasse des Fußballs mindestens eine Zweiklassengesellschaft, mit einer Aufstockung wird das unter Garantie eine Dreiklassengesellschaft.

Österreichs Vereinschefs haben sich zu den Platini-Fantasien noch nicht zu Wort gemeldet, Salzburg wäre ein möglicher Nutznießer dieser Reform. Dann hätte Red Bull das große Vereinsziel, endlich in der Champions League vertreten zu sein, endlich erreicht. Vorausgesetzt, der Konzern hat 2015 nicht schon das gesamte Fußballschwergewicht auf RasenBallsport Leipzig (aktueller Tabellenführer) gelegt. Welche Rolle Rapid international spielt, wissen wir – nämlich keine. Wie wär's vielleicht wieder einmal mit der Wiener Austria?

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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