Reform der Fifa

Europas Fußballverbände denken über eine Reform der Fifa nach. Ein Präsident soll künftig nicht älter als 72 Jahre alt sein und nicht länger als acht Jahre im Amt bleiben dürfen.

Dass im Fußball-Weltverband nicht alles rund läuft, das empfinden nun offenbar auch einige Spitzenfunktionäre der Europäischen Fußball-Union (Uefa) als unerträglich. Am 24. Jänner will man jedenfalls in Nyon zusammenkommen, um Vorschläge zur Reform der Fifa zu diskutieren. Nach Angaben der Uefa soll der Zehn-Punkte-Plan der vom ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger geleiteten Fifa-Arbeitsgruppe „Taskforce Statutenrevision“ auf den Prüfstand kommen. Damit könnte – man höre und staune – das Ende der Amtszeit von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter eingeleitet werden.

Auf der Agenda der 53 europäischen Mitgliederverbände steht unter anderem ein Alterslimit für das Amt des Fifa-Präsidenten und der Exekutivmitglieder auf 72 Jahre. Obendrein eine Einschränkung der Amtszeit auf maximal acht Jahre sowie eine mögliche Neuregelung des Bewerbungsverfahrens und der Vergabe der WM-Endrunden. Das ist insofern bemerkenswert, als der amtierende Präsident von beiden Einschränkungen betroffen wäre. Er ist mittlerweile 76 Jahre alt und führt sein Amt seit 1998 aus. „Die Uefa möchte sicherstellen, dass im Reformprozess die Ziele der guten Regierungsführung nicht aus dem Blickfeld geraten und dass dies unseren Mitgliederverbänden klar dargelegt wird, damit sie eindeutig Stellung beziehen können“, erklärt Generalsekretär Gianni Infantino.

Eine Änderung der Statuten steht noch aus. Die Statutenkommission, der auch die Generalsekretäre und Rechtsdirektoren der sechs Konföderationen sowie der Fifa angehören, will die Analyse des Zehn-Punkte-Plans bei der nächsten Sitzung im Februar kommenden Jahres abschließen. Nach einer Sitzung der Rechtskommission soll dem Exekutivkomitee dann ein Entwurf vorgelegt werden.

Die zuletzt heftig kritisierte Exekutive, die potenziell selbst von Änderungen betroffen ist, soll am 20. und 21. März die Reformvorschläge nach Darstellung der Fifa selbst prüfen und sie dann dem Fifa-Kongress unterbreiten. Der Fifa-Kongress am 31. Mai soll dann über die Vorschläge abstimmen. Ort des Fifa-Kongresses? Das bescheidene Mauritius.

Der Fußballweltverband und Präsident Joseph Blatter sind im vergangenen Jahr wegen diverser Korruptionsskandale heftig in die Kritik geraten. Erst im Juli ist bekannt geworden, dass Blatters Vorgänger João Havelange und Ricardo Teixeira als Präsident des brasilianischen Verbandes jahrelang bestochen wurden. Wovon Joseph S. Blatter gewusst haben soll. Auch die Doppelvergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar ist ziemlich umstritten gewesen.

Den Schweizer lässt Kritik kalt, er beutelt sich ab, an ihm prallt alles ab. Blatter plappert viel, er ist in gewisser Weise der Niki Lauda des Fußballs. Wenn in Peking ein Ball platzt, dann wird auch der Fifa-Präsident um seine Meinung gefragt. Dies führt dazu, dass Joseph Blatter in seiner Amtszeit auch schon in so viele Fettnäpfchen getreten ist. Zuletzt hat er für Verwunderung gesorgt, weil er Milan-Legionär Boateng kritisiert hat. Beim Austeilen ist der Fifa-Boss wirklich ein starker Mann.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2013)

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