Spielraum

Von Mücken und Elefanten. Machen wir es einmal umgekehrt – und brechen eine Lanze für Marko Arnautović. Der neue Werder-Trainer geht das Risiko mit dem Exzentriker auch ein.

Einige österreichische Medien neigen dazu, aus Mücken Elefanten zu machen. Wenn es aber ins Konzept passt, dann darf es ruhig auch einmal umgekehrt sein. Im Fall von Marko Arnautović muss man mittlerweile schon genau hinschauen, um nicht auf falsche Fährten geführt zu werden. Erst vor wenigen Tagen ist der österreichische Nationalspieler wieder in die Schlagzeilen geraten, der 24-Jährige soll sich wegen des Verdachts auf Kfz-Steuerhinterziehung vor einem Münchner Gericht verantworten müssen. Sein Bremer Anwalt Udo Würtz hat das alles vorerst einmal dementiert. Denn derzeit steht nicht einmal noch fest, ob es zu einem Gerichtstermin kommt.

Im Oktober des Vorjahres ist das Wiener Kennzeichen auf seinem Porsche aufgefallen. Der Wohnsitz von Marko Arnautović ist jedoch bekanntlich Bremen. Die Finanzbehörden forderten eine Steuernachzahlung – in der Höhe von 765 Euro. Der Österreicher kam dem nicht nach, der Betrag erhöhte sich also auf 120.000. Die Akte liegt nun bei Gericht. Der Anwalt aber beschwichtigt, der Porsche sei außerdem auf die Frau Mama zugelassen. Und die lebt in Wien. „Marko hat ein schlechtes Image – da wird jede Sache aufgebauscht.“

Jede Kleinigkeit wird seit einigen Jahren ausgeschlachtet. Marko Arnautović hat in seiner Karriere schon genug Dummheiten angestellt, es wäre aber an der Zeit, nicht jeden Zwischenfall automatisch zu skandalisieren. Österreichs Teamchef Marcel Koller geht da seinen eigenen Weg, er hat den Exzentriker auch ins Nationalteam geholt, als er bei Werder Bremen suspendiert war. Und er hat ihn sogar aufgestellt beim 2:1-Sieg gegen Schweden.

Werder Bremen hätte es sich in den vergangenen Tagen relativ leicht machen können, die Norddeutschen hätten die Negativschlagzeilen durchaus aufgreifen können, um den Österreicher endgültig aufs Abstellgleis zu stellen. Trainer Robin Dutt hat das allerdings nicht getan, dabei stehen die Fans Arnautović bereits sehr kritisch gegenüber. Der Aufschrei, so hört man aus Bremen, wäre relativ gering gewesen.

In Bremen geht man nach dem Abgang von Langzeittrainer Schaaf neue Wege. Muss man auch. Da war viel von einem Neuaufbau und einem Umbruch die Rede, ob Arnautović und sein Kumpel Eljero Elia dabei eine Rolle spielen, das war lange Zeit fraglich. Beide hätte man auf den Transfermarkt werfen können, immerhin hat Arnautović 6,5 Millionen Euro gekostet – und bis jetzt nicht gerechtfertigt. Dieses Geld, so lautet die Kritik, hätte man in charakterstärkere Spieler investieren können. Aber Werder Bremen hat sich wieder einmal gegen den einfachen Weg entschieden. Ein gewisses Restrisiko bleibt nämlich.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2013)

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