Financial Fair Play

Die Uefa pfeift in Wahrheit auf Financial Fair Play und traut sich über die Großklubs nicht drüber. Die Fifa ist nicht viel besser.

Die Europäische Fußball-Union lässt gern die Muskeln spielen. Präsident Michel Platini tut zumindest so, weil er in einem guten Licht erscheinen will. Wenn Joseph S. Blatter, der Fifa-Boss, patzt, dann drängt sich der ehemalige französische Superstar in die Schlagzeilen. Das macht Platini aber nicht glaubwürdiger. Immer dann, wenn es darum geht, den europäischen Fußball ehrlicher oder sauberer zu machen, zeigt die Uefa kein Rückgrat. Seit Jahren gibt es die Forderung nach Financial Fair Play, über die Millionenklubs Paris Saint Germain oder Manchester City traut sich die Uefa aber offenbar dann doch nicht drüber. Dabei hat Michel Platini vor noch gar nicht allzu langer Zeit noch „einschneidende Sanktionen“ angekündigt. Passiert ist bis heute genau gar nichts, man muss davon ausgehen, dass auch in der kommenden Saison auf Chancengleichheit gepfiffen wird.

„Wer Blut und Tränen erwartet, wird enttäuscht sein. Kein Klub wird aus europäischen Wettbewerben ausgeschlossen“, sagte Platini. Erste Beschlüsse könnte die Uefa bereits Anfang Mai fassen. Aber der Uefa-Boss ist in erster Linie Franzose – und Paris Saint Germain steht Platini nahe. Darum windet er sich auch wie ein Aal. Wobei der Pariser Verein offenbar von Beiträgen des Tourismusministeriums von Katar in der Höhe von rund 200 Millionen Euro (gut) lebt. Gemäß den Regeln des Financial Fair Play ist diese Art des Sponsorings jedoch nicht erlaubt. „Das Geschäftsmodell von Paris St. Germain ist sehr speziell und atypisch“, sagt Platini. „Es ist nicht sicher, ob PSG die Regeln einhält.“ Andersrum: Es ist nicht sicher, ob es illegal ist.

Aber auch die Fifa ist nicht konsequent. Im WM-Austragungsland Brasilien geht es drunter und drüber, seit Monaten gibt es nur schlechte Nachrichten aus Südamerika. Es gibt Schießereien, man beklagt Tote, Geschäfte werden geplündert. Und so nebenbei sind die Stadien zum Teil noch immer nicht fertig. Die Stimmung im Land erreicht einen neuen Tiefpunkt, nicht alle sind vom „Jogo Bonito“ begeistert. Schließlich verschlingt diese WM mehr als jene in Deutschland 2006 und Südafrika 2010 zusammen.

Die Fifa hingegen stellt sich taub. Und hat – welch Überraschung – dieser Tage in Sachen Transferverbot für den FC Barcelona schon wieder nachgegeben. Der Topklub darf doch neue Spieler für die kommende Saison holen.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

diepresse.com/sport

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2014)

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