Der Niedergang im Fußball-Osten

An den Problemen von Dynamo Dresden hat sich nichts geändert, rein sportlich gesehen hat sich die Lage sogar dramatisch verschlimmert.

Im Vorjahr ist Dynamo Dresden, zu DDR-Zeiten achtmal Oberliga-Meister, immerhin noch in die Relegation gekommen. Trainer war Peter Pacult, aber der Wiener war bereits schwer angezählt. Der Klassenerhalt ist letztlich gelungen, der Ex-Rapid-Betreuer musste gehen und befindet sich seither auf Arbeitssuche. An den Problemen von Dynamo Dresden hat sich nichts geändert, rein sportlich gesehen hat sich die Lage sogar dramatisch verschlimmert. Dynamo hat keine Kraft mehr, vergangenen Sonntag ist der Klub spektakulär abgestiegen.

Die dritte Liga ruft. Ein Derby wird es dennoch wieder geben, weil sich Energie Cottbus nach 17Jahren in der ersten und zweiten Liga nicht retten konnte. Auch Hansa Rostock spielt längst keine Rolle mehr. Und der 1.FC Magdeburg ist in der Versenkung verschwunden. Auf einer Autobahnbrücke der A9 steht provokant: „Nur der FCM, ihr Fotzen.“ Vor 40Jahren hat man den Europacup gewonnen – gegen den AC Milan. Heute findet man sich in der Regionalliga wieder.

Der alte Fußball-Osten verschwindet, die sogenannten Fans („Oberliga war so schön, Randale und Tumulte“) zeigen den Oberen den gestreckten Mittelfinger. Das letzte Spiel gegen Bielefeld stand am Rande des Abbruchs, es musste unterbrochen werden. Viel Rauch und Lärm, aber die Zeiten des Oberhauses sind vorbei. Auch für den einst populärsten Fußballklub der DDR. „Versunkenes Kulturgut“, kommentierte die Frankfurter Allgemeine. Weil sich unter den 36Profivereinen der höchsten Spielklassen nur noch ein Klub aus dem Erzgebirge und einer aus dem Osten Berlins finden, die einst auch in der DDR-Oberliga antraten. „So wenig Ostfußball war nie in Deutschland.“

Am 25. Jahrestag des Mauerfalls wird man im Sport auch wieder einmal an den DDR-Fußball denken. Aber die Funktionäre haben den Untergang nicht stoppen können, daran ändert auch das Engagement von Didi Mateschitz in Leipzig nichts. Manche bezeichnen den Rasenballsportclub (RB) als importierten Aufsteiger. Aber ohne diese Millionen wäre auch diese Region tot.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aber stößt sich am Logo. Und beeinspruchte die Besetzung der Führungsgremien. Um die Lizenz wurde nicht verhandelt, sondern eher gestritten. Dank Didi Mateschitz und eines Konsenses aber geht die künstliche Überlebenskunst im Osten weiter.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2014)

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