Österreichs Bundesliga: Jede Menge guter Vorsätze

Kontrastprogramm zur Fußballweltmeisterschaft: Österreichs Bundesliga hat über die Sommerpause wieder einmal jede Menge guter Vorsätze gefasst. Lassen wir uns einfach überraschen.

Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, weil es doch so vieles ist, das wir irgendwie lieb gewonnen haben – aber bereits der Vergangenheit angehört. Immer wieder erscheinen noch die Bilder der Fußballweltmeisterschaft 2014, diese Vielfalt und farbenfrohen Momente. Jetzt aber wurden wir schlagartig wieder von der heimischen Bundesliga eingeholt, jetzt gibt es wieder österreichische Kost und um die Lust auf Rot-Weiß-Rot zu steigern, hat man gleich mitten in der Ferien- und Urlaubszeit einen Schlager serviert. Salzburg gegen Rapid als Appetitanreger, aber auch Titelverteidiger und Rekordmeister können in Brasilien Gesehenes nicht so einfach vergessen machen. Wir müssen uns damit abfinden, auch kleinere Brötchen als Leckerbissen betrachten zu müssen.

In Salzburg hat man noch einmal Millionen lockergemacht, den Kader qualitativ verstärkt, das Ziel kann nur die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League sein. Mit dem Belgier Bruno hat man den teuersten Spieler der Ligageschichte (acht Millionen Euro) geholt, die durchaus auch im Ausland interessanten Profis wie Mane, Kampl oder Soriano stehen auch weiterhin in Diensten von Red Bull. Spielt Geld Fußball, dann war die Meisterschaft schon entschieden, ehe der erste Schuss abgegeben wurde. Aber Salzburg muss hoffen, dass die Konkurrenz nicht nachlässt, die Wiener Austria nicht noch so eine erfolglose Saison wie im Vorjahr hinlegt, Rapid über die Rolle des bemühten Verfolgers hinauskommt. Aber die Hütteldorfer haben wichtige Spieler verloren, das Happel-Stadion wird keine Hanappi-Heimstätte sein.

Schritt halten können die österreichischen Vereine mit dem Ausland immer weniger. Wer in unserer Liga halbwegs aufzeigt, der darf beispielsweise mit Angeboten aus der zweiten deutschen Bundesliga rechnen. Selbst solchen Angeboten können unsere Klubs nicht widerstehen. Nicht alle Spieler sind gut beraten, nur auf den Gehaltszettel zu schauen, als Sprungbrett ist die österreichische Bundesliga nicht zu verachten. Wer jedoch im Ausland scheitert, der ist punziert.

Wer international erfolgreich sein will, der braucht eine starke Liga. Ein neuer Sponsor kommt da gerade recht, ist aber kein Garant für irgendetwas. Auch Teamchef Marcel Koller will Talente sehen, die jede Woche gefordert werden. Und nicht solche, die gegen Salzburg hoffnungslos überfordert sind. Es muss ja nicht immer alles Deutschland sein, uns würde ja schon ein Hauch von Costa Rica oder Kolumbien genügen. Da würden wir dann auch verschmerzen, dass wir auf den Freistoß-Spray verzichten müssen. Was die Schiedsrichterleistungen betrifft, da können wir mit Brasilien sicher ganz locker mithalten.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2014)

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