Fußball und Fair Play

Fußball und Fair Play, das ist ein netter Gedanke und eine uralte Forderung. Bei den Unsummen, die im Spiel sind, aber eher nur ein Anliegen für Nostalgiker.

In Frankreich wird schon wieder Fußball gespielt, den Anfang hat Freitagabend der Titelverteidiger gemacht. Paris Saint-Germain wird von vielen mit Argusaugen beobachtet, weil der Verein mehr oder weniger in Geld schwimmt – die Schatullen aus Katar haben das alles möglich gemacht. Scheich Nasser al-Khelaifia pumpt Unsummen in den Klub, heuer sollen es angeblich rund 500Millionen Euro sein. Da kann auch Monaco, ebenfalls in fremden Händen, nicht mithalten. Der Scheich, der Paris SG wieder zu einem der ganz großen Mitstreiter gemacht hat, mag zwar einigen wie ein Märchenprinz vorkommen, dieser Tage hat er bei einer Pressekonferenz in Paris aber mit neuen Tönen überrascht. Gern hätte man Angel di Maria, den vielseitigen und begnadeten Argentinier, den besten Mann im Champions-League-Finale, von Spanien nach Frankreich geholt – aber selbst Nasser al-Khelaifia ist offenbar nicht bereit, für jeden Wunschspieler jeden Preis zu bezahlen. „Zu teuer!“, waren die Worte des Scheichs. Real Madrid, selbst äußerst aktiv auf dem Transfermarkt, könnte auf Angel di Maria locker verzichten, als Ablöse hätte man sich so mindestens 60 Millionen Euro vorgestellt.

Im Fall des Brasilianers David Luiz hat Paris 50 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, der französische Meister aber steht bei der Uefa sozusagen auf der Watchlist, weil man mehrmals gegen die Spielregeln des Financial Fair Play verstoßen hat. Und jetzt sind die Kassen zwar prall gefüllt, nur nach Lust und Laune kann und darf man das viele Geld nicht (mehr) ausgeben. Das lässt uns zumindest ein wenig hoffen, dass sich der Fußballmarkt in Europa irgendwann wieder einmal halbwegs einpendelt. Spieler wie David Luiz, eine der traurigen Figuren bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, sind Paradebeispiele dafür, dass Transfersummen längst irrwitzige Dimensionen angenommen haben. Oft genügt es schon fast, im Besitz eines brasilianischen Reisedokuments zu sein, um automatisch in astronomische Dimensionen vorzustoßen. Österreichische Nationalspieler sind im Vergleich dazu Schnäppchen aus dem Penny-Markt.

Im Sommer lässt sich im Fußball viel Geld verdienen. Auch weil die Verträge von heute nahezu in Richtung wissenschaftlicher Arbeit gehen. Manager und Berater formulieren ihre Passagen so lang, bis sie es doch noch zulassen, dass sie ganz kunstvoll und elegant gebrochen werden können. Und man kann es durchaus als schmutziges Spiel bezeichnen, wenn ausgerechnet der härteste Ligarivale Vertragsdetails eines Spielers hinausposaunt. Wer Fair Play fordert, der sollte es auch abseits des Rasens selbst praktizieren.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2014)

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