Camp für vertragslose Fußballer

Das erste Camp für vertragslose Fußballer war ein Erfolg. Sonst ist die Reformbereitschaft immer noch ausbaufähig.

Allmählich beginnt der Sommer sich dem Ende zuzuneigen, Ende des Monats (bzw. Anfang September) endet die Transferzeit. Und so endete dieser Tage auch das Camp für vertragslose Fußballer, das die Vereinigung der Fußballer (VdF) in Zusammenarbeit mit dem AMS zum ersten Mal veranstaltet hat. Insgesamt haben sich in den vergangenen Wochen 22 Spieler in Steinbrunn getroffen, um mit Paul Gludovatz, dem ÖFB-Routinier, zu trainieren. Acht davon haben in dieser Zeit einen neuen Verein gefunden, somit konnten 36 Prozent der Spieler von der Liste der Arbeitslosen gestrichen werden. Der Rest? Hat vorerst keine Zukunft.

Die Initiative hat sich bewährt, das Camp muss als Erfolg bezeichnet werden, der Doppelpass mit dem AMS hat funktioniert. Man kann davon ausgehen, dass der Andrang im kommenden Sommer noch größer wird. Keinen neuen Verein gefunden haben vor allem die vier Torhüter, die in Steinbrunn trainiert haben. Darunter befindet sich auch Michael Gspurnig, der einst sogar im Nationalteam Bälle fangen durfte. Auch Hans Peter Berger hat keinen neuen Arbeitgeber, ebenso Jörg Siebenhandel. Unter den arbeitslosen Fußballern, die das Vergnügen hatten, sich mit Paul Gludovats fit zu halten, befand sich auch ein Peter Hlinka, einst fixe Säule bei Rapid und anderen Bundesligaklubs.

In den zahlreichen Gesprächen mit den Spielern hat sich nach Angaben der VdF vor allem eine Problematik herauskristallisiert. Der 15. Juli als Deadline für einen Transfer in eine Nicht-Profi-Liga (Regionalliga und darunter) behindert die Spieler bei ihrer Suche nach einem neuen Verein. Vor allem setzt man damit Spieler bei ihrer Entscheidungsfindung unnötig unter Druck – entweder Amateurfußball oder Warten auf ein Angebot aus dem Profibereich, inklusive der Gefahr, keinen Verein zu finden. Oliver Prudlo, der früher – in Ernst Happels Zeiten – beim FC Tirol gespielt hat, meint: „Dieser 15. Juli ist wie ein Ultimatum. Die Verantwortlichen im Österreichischen Fußballbund sind nun gefordert, diesen Termin zu überdenken, damit man den arbeitslosen Spielern kein Berufsverbot umhängt.“

Die Arbeitsplätze für Fußballer sind in Österreich beschränkt, wobei es derzeit so aussieht, als ob man im heimischen Profifußball so leicht wie noch nie einen Vertrag ergattern könnte. Das trifft aber nur auf einige wenige Vereine zu.

Viel wird über das Ligaformat diskutiert, eine 16er-Liga wäre aber sicher auch kein Allheilmittel. Vor allem stellt sich die Frage, ob sich hierzulande überhaupt so viele Vereine finden lassen würden, die den Ansprüchen gerecht werden. Was die Infrastruktur betrifft, vermutlich nicht. Denn ein Sportplatz ist noch lang kein Stadion. Und dort, wo schmucke Stadien stehen, fehlt oft der passende und brauchbare Verein. Also bleiben wir bei den weidenden Kühen im Hintergrund und bei der Dorfliga. Und bei den Funktionären, die auch weiterhin selbstgefällig agieren dürfen. Um einen Klub führen zu dürfen, bedarf es in Österreich keiner Ausbildung. Sie ist zumindest nicht zwingend vorgeschrieben. Und das merkt man.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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