Weitere Amtsperiode für Joseph S. Blatter

Der Uefa-Präsident macht den Weg frei für eine weitere Amtsperiode von Fifa-Boss Joseph S. Blatter. Aber Michel Platini würde man die Rolle des Weltfußballretters auch nicht abnehmen.

Die Meldung kam nicht überraschend: Michel Platini hat vorerst einmal die Waffen gestreckt, der Uefa-Boss wird nicht für das Amt des Fifa-Präsidenten zur Verfügung stehen. Damit macht der ehemalige Weltklassespieler den Weg frei für die nächste Periode von Joseph S. Blatter. Seine Wiederwahl Ende Mai 2015 dürfte nur Formsache werden, eine fünfte Amtszeit geht schon noch, und der gute Mann ist ja auch erst 78 Jahre alt. Und dieser Blatter, seit 1998 mächtigster Fußballfunktionär der Welt, ist nach wie vor nicht aus den Angeln zu heben. Das wurde zuletzt auch beim Fifa-Kongress in Brasilien deutlich. Platini, der seine Entscheidung lange hinausgezögert hat, kneift.

Fünf der insgesamt sechs Fußballföderationen sprachen sich unmittelbar vor Anpfiff der WM-Endrunde 2014 klar für Blatter aus, nur Europa plante den Aufstand. Eine Art Minirebellion, die zu nichts geführt hat. Dabei hatte sogar der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Wolfgang Niersbach, Blatter aufgefordert, die Fifa-Sache endlich gut sein zu lassen. Und Niersbach hat sich offen für Platini als geeigneten Nachfolger ausgesprochen. Der Franzose aber geht der Auseinandersetzung mit dem Schweizer aus dem Weg. Er hat Angst vor einer klaren Niederlage, bleibt daher lieber bei seinem Verband, wird 2015 noch einmal als Uefa-Präsident kandidieren. Zum Thema Fifa sagt er: „Das ist nicht meine Zeit. Noch nicht.“

Joseph S. Blatter meint, Platini könne nichts gewinnen, weil er nichts riskiert. Aber der Uefa-Boss spielt offenbar auf Zeit. Er hofft, Blatter vielleicht 2019 beerben zu können. Aber bis dahin können sich die Machtverhältnisse in der Fifa noch dreimal verändern. Und Blatter, so hört man, hat mit Jeffrey Webb, dem Präsidenten der nordamerikanischen Konföderation Concacaf, auch schon einen neuen Vertrauten gefunden. Gut denkbar, dass der Fifa-Oberste den Mann von den Cayman Islands zudem als seinen Erben aufbaut.

Es bleibt offenbar bei einem Blatter-Gegenkandidaten, es handelt sich um Jérôme Champagne, langjähriger Vertrauter des Fifa-Präsidenten und von Platini. Der 56-jährige Franzose wirbt fleißig in eigener Sache, Chancen auf das begehrte Amt darf er sich nicht wirklich machen.

Platini wird künftig schön brav Oppositionsarbeit leisten, er braucht keinen Wahlkampf zu führen. Und er wird weiter Joseph Blatter kritisieren. Aber bellende Hunde beißen nicht. Blatter bei seinem Unternehmen „Wiederwahl“ nicht zu unterstützen, das reicht nicht aus, um die Fußballwelt zu verbessern. Und Michel Platini hängt in der ganzen Katar-Sache tief drinnen. Blatter war kein Befürworter einer WM in Katar, das ist bekannt. Aber wer sind im Weltfußball wirklich die Guten? Und wer die echt Bösen?

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2014)

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