Hilferufe im Fußball

Bayern München und Borussia Dortmund sind sich zumindest in einer Sache einig - die Spieler gehen an den Mehrfachbelastungen kaputt.

Es gab in dieser Woche viele Hilferufe. Vor allem laute Hilferufe im Fußball. Da gibt es etwa die klare Forderung nach mehr Transparenz bezüglich der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022. Jetzt wünscht sich sogar der Vorsitzende der Ethikkommission die Freigabe der Informationen. Der oberste Boss des Internationalen Fußballverbandes kommt damit unter Druck. Joseph S. Blatter wird sich schwer tun, die Machenschaften letztlich nicht transparent zu machen. Neuerlich ausgelöst hat die Debatte der frühere Reformbeauftragte der Fifa, Mark Pieth. Der Schweizer Anti-Korruptions-Experte hat gefordert, dass nicht das Gefühl aufkommen dürfe, die Fifa wollte Dinge unter den Teppich kehren. Bei der Untersuchung geht es um – Korruptionsvorwürfe.

Hilferufe aber waren auch aus München und Dortmund zu vernehmen. Viel haben die beiden Klubs Bayern und Borussia seit Sommer nicht mehr gemeinsam, in einem Punkt sind sich die beiden Rivalen aber einig. „Wir killen die Spieler“, sagt Bayerns Trainer Pep Guardiola. Die Belastungen für die Spieler seien einfach zu groß. Und Jürgen Klopp hat als Dortmunds Oberzampano zugestimmt.

Trotz Oktoberfest sind in München nicht alle restlos glücklich. Der Terminkalender platzt aus allen Nähten, das wird sich den ganzen Herbst nicht ändern. Meisterschaft, englische Runden unter der Woche, Champions League, Pokal – da können Mannschaften schon an ihre Grenzen stoßen. „Wir verlangen zu viel von den Spielern. Wir killen sie. Die großen Vereine verlieren Punkte, sie sind müde, brauchen Zeit“, sagt Guardiola. In der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA hätten die Spieler auch viele Spiele, gibt der Startrainer zu. „Aber die haben auch fünf Monate Urlaub. Und meine? Zwei Wochen. Die Spieler brauchen Luft zum Atmen.“

Laut Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat „die Belastung der Spieler ein gesundes Maß längst überschritten und ist am absoluten oberen Limit angelangt“. Dafür seien die Dachverbände (Fifa, Uefa) mit ihrer Flut von Länderspielen verantwortlich. Er appelliert daher „den Fußball zugunsten der Spieler zu verbessern und dieser Hatz ein Ende zu setzen“.

Jürgen Klopp, der auch viele verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen hat, meint, man müsse beginnen, das Rad zurückzudrehen. „Stattdessen findet 2016 eine EM mit 24 Mannschaften statt, weil irgendwelche Leute Spaß daran haben.“ Gleichzeitig beklagte er, dass von den Schwierigkeiten der Vereine und Spieler kaum Notiz genommen wird. „Das ist wie einem Ochs ins Horn gepetzt, das kannst du auch einer Mikrowelle erzählen.“ Irgendwann werde man dann einen 35-Mann-Kader brauchen.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

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