Auf Einkaufstour

Die umstrittene Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar bleibt weiterhin Thema. Das hindert Doha jedoch nicht, die Leichtathletik-WM 2019 einfach zu kaufen.

Die Entscheidung ist in dieser turbulenten Woche in Österreich beinahe untergegangen. Alles drehte sich um das Fußball-Nationalteam, um Marcel Koller, den selbst ernannten Anti-Wunderwuzzi. Die Euphorie ist jedenfalls trotz Niederlage gegen Brasilien groß, nicht nur die eingefleischten Fans sind stolz auf ihr Team. Dann gab aber auch der Fußball-Weltverband erneut Rätsel auf. Denn Fifa-Präsident Joseph Blatter hat erklärt, sein Verband habe im Fall der mehr als umstrittenen WM-Vergaben 2018 und 2022 die Schweizer Bundesanwaltschaft eingeschaltet. Es wurde Anzeige erstattet – gegen Einzelpersonen aus dem eigenen Kreis. Dabei hat doch die Fifa selbst die Wahl für rechtmäßig erklärt.

Die Fifa hält den Bericht des Chefermittlers Michael Garcia unter Verschluss. 430 Seiten umfasst diese Aufklärungsarbeit, veröffentlicht aber wurden nur die Erklärungen von Fifa-Ethikrichter Hans-Joachim Eckert. Die beiden Bewerber-Länder wurden mehr oder weniger frei gesprochen – und das kommt einigen in der Welt des Sports nun doch etwas seltsam vor. Garcia passt das alles ganz und gar nicht, in Übersee wurde sogar das FBI eingeschaltet. Eckert hat später zugegeben, er sei möglicherweise doch auf etwas gestoßen. Auf etwas, das möglicherweise Verdachtsmomente für strafbares Verhalten in Bezug mit der Schweiz darstellen könnte. Er habe es daher als seine Pflicht angesehen, Joseph Blatter darüber zu informieren. Und ihm zu empfehlen, „die staatlichen Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz einzuschalten“. Der Fifa-Präsident ist dem nachgekommen. Und erklärte lediglich: „Wenn wir etwas zu verbergen hätten, würden wir uns hüten, ausgerechnet die Staatsanwaltschaft einzuschalten.“

Die Fußball-WM 2022 in Katar bleibt somit ein heißes Thema. Ein weiteres ist dazugekommen. Auch die Vergabe der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 an Doha wird von Korruptionsvorwürfen überschattet. „Das Einzige, was sie dort haben, ist Geld“, sagte José María Odriozola, der Präsident des spanischen Leichtathletikverbands der Zeitung „El periódico“. Es habe sich „die mit Abstand schlechteste Kandidatur“ durchgesetzt. Katar habe dem Internationalen Leichtathletikverband IAAF neben dem ursprünglichen Budget nachträglich noch 37 Millionen Dollar (28 Millionen Euro) angeboten. „Wir fanden, dass dies illegal war, konnten uns aber nicht durchsetzen.“ Auf Menschenrechtsfragen wird ungeniert gepfiffen. Ausgestochen wurden die Bewerbungen von Barcelona und Eugene, Oregon.

Was Katar noch so alles will? Offenbar alles! Das reiche Emirat hat bereits die Kurzbahn-WM im Schwimmen, die Handball-WM (Januar 2015), die Straßen-Rad-WM und die Turn-WM (2018) an Land gezogen. Auf die Fecht-WM 2017 hat man verzichtet.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

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