Weltmeister mit Visionen

Der Deutsche Fußballbund schafft Strukturen für weitere Erfolge. Er hat einen Zehnjahresplan aufgestellt, träumt von der EM 2024 im eigenen Land und vom fünften WM-Stern.

Der deutsche Fußball verblüfft uns seit Jahren und heuer ganz besonders. Die DFB-Auswahl hat das Fußballjahr als Nummer eins beendet, die Mannschaft von Joachim Löw ist Weltmeister, mit Bayern München verfügt man über eine mehr als außergewöhnliche Mannschaft – und Borussia Dortmund wird im neuen Jahr auch wieder einmal gewinnen. Dies alles ist dem Deutschen Fußballbund nicht genug, er bastelt bereits an der nahen und ferneren Zukunft. Dieser Tage präsentierte Wolfgang Niersbach, der DFB-Präsident, zum Ausklang des triumphalen WM-Jahres die wichtigsten Meilensteine in den kommenden zehn Jahren. „Das ehrgeizigste Ziel“, sagte er, „ist sicher, die Europameisterschaft 2024 zu holen. Das bleibt unser großes, klares Ziel. Die EM mit ihrem neuen Format hat 51 Spiele. Das bedeutet, dass wir zehn Stadien brauchen werden. Wir sind der klaren Meinung, dass überhaupt keine Neubauten notwendig sind. Wir haben eine komplett andere Situation als vor der WM 2006, denn unsere Stadionlandschaft ist exzellent vorbereitet. Wir sind total optimistisch, Gastgeber 2024 zu werden!“

Sportlich peilt der DFB nach dem WM-Triumph in Brasilien auch für 2015 große Erfolge an. Die Frauen hoffen bei der Weltmeisterschaft genauso auf den Titel wie die U21-Nationalmannschaft bei der EM, bei der zugleich das Olympia-Ticket gelöst werden soll. „Wir geben das Versprechen ab, dass wir die Arbeit erfolgreich fortsetzen wollen“, erklärte Niersbach. Allerdings verband er seine vorweihnachtliche Botschaft mit der Forderung: „Wir sollten für das Erreichte dankbar und demütig sein.“

Das abgelaufene Jahr bezeichnete er als großartig. „Es soll aber nicht einzigartig bleiben. Deshalb haben wir ganz bewusst einen Zehnjahresplan verabschiedet. Es gibt kein Zurücklehnen“, stellte Niersbach klar. Abseits des Rasens wird der Verband deshalb den Bau der DFB-Akademie vorantreiben. Nachdem das Erbbaurecht für das Areal der Frankfurter Galopprennbahn erworben wurde, sollen ab 2016 die Bagger rollen. „Ende 2018 wollen wir umziehen“, sagte Generalsekretär Helmut Sandrock ungeachtet der Proteste. Eine Bürgerinitiative will das Vorhaben stoppen. Dazu hat sie für einen Bürgerentscheid mehr als 16.000 Unterschriften gesammelt.

„Es ist wichtig, den WM-Schwung mitzunehmen und die Strukturen für künftige Erfolge zu schaffen“, begrüßte Oliver Bierhoff das Großprojekt, das der Nationalmannschaftsmanager vehement vorangetrieben hat. „Wenn man Erster ist, hat man immer etwas zu verlieren. Es ist gefährlich zu denken, es geht immer so weiter. Das war 1990 schon einmal so. Zehn Jahre später ist man aufgewacht und hat gemerkt, dass einiges verschlafen wurde.“

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2014)

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