Glück im Unglück muss man haben

Als gelernter Abfahrer hat man es in der Kombination schwer. Da muss man gar nicht Ondrej Bank heißen.

Ondrej Bank ist hart im Nehmen. Das hat er im Skiweltcup schon öfter bewiesen. Und der 34-jährige Tscheche, der für seinen Verein Dukla Liberec fährt, besitzt auch eine riesige Portion Humor. Bei seinem schweren Sturz in der Kombinationsabfahrt kurz vor dem Ziel hatte er jedenfalls alle Schutzengel dieser Welt. Bank erlitt eine Gehirnerschütterung, er trug ein Cut unter dem Auge davon. Und er erlitt Prellungen. Das hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Noch am selben Tag postete er ein Foto auf Facebook, die Spuren des Sturzes waren deutlich zu sehen. Die Erleichterung darüber, dass Bank bald wieder zur alpinen Familie zurückkehren kann, war groß. „Ondrej trinkt Tee und täuscht Müdigkeit vor“, lautete der scherzhafte Kommentar seines Bruders und Trainers, Tomas Bank. Und auf Facebook durfte man anderntags erfahren, wie herzhaft sich Ondrej Bank das Frühstück schmecken ließ.

Bank fährt seit einer halben Ewigkeit im Weltcup, sein Debüt gab er 2001. Der Tscheche ist ein Spezialist, was Kombinationen betrifft, da hat er auch schon zwei Podestplätze gefeiert. In Beaver Creek zählte er zum engeren Favoritenkreis, hochoffiziell endete das Rennen für ihn mit einer Disqualifikation. Er hatte ein Tor nicht richtig passiert – das wurde zur Rettung von Marcel Hirscher. Denn der Salzburger durfte auf einmal den Slalom mit Startnummer 1 eröffnen. So eng können Pech und Glück beisammenliegen.

Ondrej Bank wird wiederkommen. Wie er es bisher immer getan hat. Einmal ist er auf der Streif schwer gestürzt, erlitt einen doppelten Unterschenkelbruch, einmal musste er sich einer schweren Viruserkrankung beugen, ein anderes Mal zwang ihn ein Bandscheibenvorfall in die Knie. Und so zwischendurch hat er sich einmal beim Training in Chile den Kiefer gebrochen. Erst 2012 hat sich der Kombi-Dritte von Kitz 2015 in Beaver Creek eine Schulterverletzung zugezogen.

Aus der erhofften Medaille ist nichts geworden. Die Besten in der Abfahrt aber sollten reihenweise im Slalom scheitern bzw. an die Bestzeit von Marcel Hirscher nicht herankommen. Auch der Norweger Kjetil Jansrud, der immerhin Silber rettete, konnte die Widrigkeiten beim Torlauf nicht meistern. Auch der Schweizer Beat Feuz nicht. Und Abfahrts-Olympia-Sieger Mayer auch nicht.

Romed Baumann, nach der Abfahrt Vierter und in der Endabrechnung acht Hundertstel hinter Bronzemedaillengewinner Ted Ligety, verspielte seine Chancen hingegen in seiner Hauptdisziplin. Er tritt die Heimreise an. Ebenso Kjetil Jansrud, der auf den Riesentorlauf pfeift. Der Norweger rüstet sich wieder für das Duell mit Hirscher um den Gesamtweltcup.

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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