Auch darum mag man Felix Neureuther

Nach der Kritik von Felix Neureuther hängt beim deutschen Team der Haussegen ein wenig schief.

Der deutsche Skiverband ist auch schon einmal besser in eine Weltmeisterschaft gestartet. Und wenn Erfolge ausbleiben, dann wird gern jedes Wort auf die Waagschale gelegt. Die deutschen Athleten haben sich auch heimliche Hoffnungen auf Edelmetall im Teambewerb gemacht, geworden ist es jedoch ein Flop. Bereits das erste Duell ging verloren, man wurde ausgebremst von den Kanadiern, die es bis ins Finale (gegen Österreich) schafften. Der Ärger war groß, Frust machte sich breit. Der gestrige Ruhetag in den Rocky Mountains wurde nicht ganz zum beschaulichen Beisammensein. Noch dazu dämpfte die Diagnose bei Veronique Hronek die Stimmung. Sie hat einen Kreuzbandriss erlitten. Die Saison ist für die 23-Jährige beendet, sie kennt das alles. Im linken Knie hat sie sich bereits 2013 das Innen- und Kreuzband gerissen.

Mehr als enttäuscht war vor allem Felix Neureuther. Er ist der Hoffnungsträger im Riesentorlauf und im Slalom, er befindet sich in Höchstform. Nach dem frühen Ausscheiden des Teams machte er seinem Ärger Luft. Und übte heftige Kritik am Trainerstab. Dieser hätte nämlich seiner Meinung nach schlichtweg falsch aufgestellt. „Wenn man eine Lena Dürr am Start hat, die in Moskau gewonnen hat und die eine echte Slalomfahrerin ist, dann kann man nicht nachvollziehen, dass...“ Bayerns Edeltechniker vollendete den Satz gar nicht, jeder wusste, was gemeint war. Alpinchef Wolfgang Maier und Herrenchef Matthias Berthold hatten sich anders entschieden – sie setzten auf Viktoria Rebensburg und Hronek. Beide bevorzugen im Weltcup den Slalom nicht wirklich. Erschwerend kam dazu, dass der angeschlagene Fritz Dopfer aus Vorsichtsgründen geschont wurde.

Es läuft also nicht ganz rund bei den Deutschen. Auch darum werden viele im heutigen Riesentorlauf der Damen ganz genau hinschauen. Drei Chancen auf Edelmetall konnte Viktoria Rebensburg nicht nützen, heute soll sich das Blatt wenden. Im Riesenslalom ist sie Olympia-Siegerin (Vancouver 2010), da hat sie in Sotschi 2014 auch Bronze geholt. Aber die Zeiten haben sich geändert, Rebensburg gilt eher in den schnelleren Disziplinen als heißes Eisen.

Das Interesse gilt vor allem auch Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin, die Slowenin Tina Maze macht Jagd auf ihre dritte Goldmedaille 2015. Führende im Disziplinenweltcup ist eine andere, die Österreicherin Eva-Maria Brem. Und der Hunger von Anna Fenninger ist übrigens auch noch nicht ganz gestillt.

E-Mail an: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2015)

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