Das Rassismusproblem beim Fußball

Eine Schande. Der Fußball wird das Rassismusproblem nicht los, das wurde diese Woche in Italien und in Paris wieder deutlich. Gut gemeinte Initiativen fruchten nicht.

Kaum sind die alpinen Skiweltmeisterschaften überstanden, wird auch schon wieder im Weltcup um Punkte gekämpft – die Damen in Marburg, die Herren in Saalbach-Hinterglemm. Die Salzburger wollen wieder einmal eine WM austragen, da können schöne TV-Bilder nur nützlich sein. Die nordischen Wintersportler, die duellieren sich im hohen Norden, in Falun haben die Titelkämpfe vor wenigen Tagen begonnen. Dort schenkt man sich auf Loipen und Schanzen nichts.

Dazwischen hat es uns den Fußball-Europacup hereingeschneit, wobei sich die Champions League, was die Terminplanung betrifft, jetzt schon wie ein Strudelteig zieht. Aber das mag nur so ein persönliches Gefühl sein. Weitaus bedenklicher ist, dass der Fußball es nicht schafft, altbekannte Probleme in den Griff zu bekommen. Die gut gemeinten Initiativen werden immer wieder mit Füßen getreten, in dieser Woche hat sogar ein ehemaliger Nationaltrainer für einen Eklat gesorgt. Der Italiener Arrigo Sacchi hat am Rande einer Preisverleihung gesagt, dass es „zu viele farbige Spieler“ in den Nachwuchsteams des Landes gebe. „Italien hat keine Würde, keinen Stolz. Es ist nicht möglich, dass wir Mannschaften mit 15 Ausländern haben.“

Sacchi hat damit internationale Empörung ausgelöst. „Stolz und Würde ist keine Frage der Hautfarbe“, meint Fifa-Präsident Joseph Blatter. „Ich bin geschockt von solchen Aussagen.“ Italiens für Sport verantwortlicher Staatssekretär Graziano Delrio erklärte: „Der Satz von Arrigo Sacchi ist ein schlimmer Fehler, weil er nicht die Realität in unserem Land sieht.“ Auch der frühere englische Fußballnationalspieler Gary Lineker kritisierte: „Es gibt zu viele Rassisten im italienischen Fußball.“ Delrio ergänzte: „Das Italien von vor 30 Jahren ist nicht mehr das Italien von heute, wo es viele junge Fußballer gibt, die die italienische Staatsbürgerschaft haben und in Italien aufgewachsen und geboren sind, obwohl sie Eltern mit ausländischen Wurzeln haben.“

Italien diskutiert seit längerer Zeit über die Zahl ausländischer Profis in der Serie A, auch Verbandspräsident Carlo Tavecchio hatte im vergangenen Jahr mit rassistischen Aussagen in dieser Debatte für einen Eklat gesorgt. Der Einsatz von Spielern mit ausländischen Wurzeln wie Mario Balotelli oder Stephan El Shaarawy in der Nationalelf des Landes wurde ebenfalls lange debattiert.

Rassismus ist aber nicht nur eine Geißel des italienischen Fußballs. In Paris haben Chelsea-Anhänger einen Schwarzen am Einsteigen in die Metro gehindert und ihn zweimal aus dem Waggon gestoßen. Dabei stimmten sie an: „Wir sind rassistisch, wir sind rassistisch – und so mögen wir es.“ Die Polizei ermittelt, der Klub verhängte bereits drei Hausverbote.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.