Geschäft Fußball

Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind Stars ihrer Klubs, Ligen, Nationalteams und Ausrüster. Dank ihres Glanzes funktioniert das Geschäft Fußball. Auch abseits dieses Lichtkegels lockt sehr viel Geld – und noch mehr Streit.

Lionel Messi ist eine Lichtgestalt des Fußballs. Der Argentinier in Diensten des FC Barcelona beherrscht den Ball nach Belieben. Seine Dribblings sind unwiderstehlich, seine Tore rauben Anhängern und Gegnern den Atem. Für Barcelona ist Messi ein Segen.

Gleiches gilt aber auch für Cristiano Ronaldo und Real Madrid. Und für Ausrüster Adidas sind Messi und Ronaldo im Duell mit Puma, Nike etc. definitiv der Jackpot. Ihre Klubs sind für 80 Prozent der kompletten Merchandising-Einnahmen der Primera Division verantwortlich. Über 200 Millionen Euro werden jährlich – allein in Spanien – wegen ihrer Trikots eingespielt. Dass sich eine Weltmarke Weltstars angelt, erklärte Georg Kovacic, PR-Chef von Adidas Österreich, habe einen hohen Preis; doch es sei sehr gut investiertes Geld. Obgleich er zu kolportierten Gagen – Ronaldo soll 6,5 und Messi fünf Millionen Euro pro Jahr erhalten – keinerlei Auskunft gab, ist es aufgrund des Umsatzes (2014 Sparte Fußball: über zwei Milliarden Euro) nachvollziehbar, dass sie den Kaufrausch vorantreiben.

Es geht in diesem Spiel nicht mehr um Klubs, Teams. Der Einzelspieler ist längst in den Vordergrund der Wahrnehmungen und Marketingschienen gerückt. Die Messis von übermorgen zu finden, zu binden und zu fördern, soll die höchste Kunst sein. Deshalb floriert der Markt um Scouts, Akademien und Klubs – damit definiert sich der Sinn von Nachwuchsarbeit. Wer diesen Zug verpasst, hat wahrlich kein Leiberl mehr. Dass Messi zuletzt mit zwei Toren dem Flaggschiff seines Ausrüsters, dem FC Bayern, die Champions League verdorben hat, bleibt nur ein interessantes Detail am Rande.

Absurd wird es, wenn wegen Geld- und TV-Rechten der Ligabetrieb eingestellt werden soll. Dieses Szenario droht in der Primera Division ab 16. Mai. Hintergrund ist ein Disput des Verbandes, der Spielergewerkschaft, Liga und Regierung um ein Gesetz, das den Verkauf der TV-Rechte regeln soll(te). Regierung und Liga haben die zentrale Vermarktung ab 2016 beschlossen, der Fußballverband kritisiert die „ungleiche Verteilung“ und droht mit Sanktionen.

Der Aufteilungsschlüssel wirkt auf den ersten Blick krass: 92:8. 92 Prozent ergehen an alle Klubs der ersten und zweiten Liga. Der Rest soll unter Liga, Verband und Amateurvereinen aufgeteilt werden. Der Verband fühlt sich betrogen, 4,55 Prozent sind zu wenig. Aber auch die Spielergewerkschaft rebelliert, nur 1,5 Prozent der Gelder fließen in ihren „Rentenfonds für Ligaspieler“. Nun die Rechnung, transparent in Euro: Dieser Vertrag ist 1,5 Milliarden Euro schwer. Den Funktionären des Verbandes sind 68,25 Millionen Euro und der Gewerkschaft sind 22,5 Millionen Euro pro Jahr zu wenig, die Messi und Ronaldo für sie via TV „einspielen“...

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2015)

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