Fifa: Sepp Blatter kandidiert nicht mehr

Sepp Blatter wird nicht mehr für das Amt des Fifa-Präsidenten kandidieren, am 26. Februar 2016 wird somit ein neuer Mann den höchsten Posten im Weltfußball übernehmen. Kennen Sie Scheich Ahmad al-Sabah?

Dollarnoten flogen durch die Luft, ein britischer Komiker hatte sich mit dem Weltfußballverband Fifa und Präsident Sepp Blatter einen Jux gemacht. Das Geld sei der WM 2026 in Nordkorea gewidmet rief der Brite, dem sein Auftritt eine Strafanzeige einbrachte. Mit Geld spielt man nicht, schon gar nicht im Umfeld mächtiger Sportfunktionäre. Seitdem US-Behörden und FBI ermitteln, Kollegen verhaftet wurden und Haftstrafen drohen, ist die Branche heikler bis vorsichtiger geworden.

Blatter verkündete den Termin für die Neuwahl, zum Entsetzen seiner Gegner aus Europa wird nicht im Dezember 2015, sondern erst am 26. Februar 2016 gewählt. Kritiker wittern in den gewonnenen Monaten wichtige Zeit, damit unzählige Spuren verwischt, Fifa-Ordnungen ausschließlich gemäß Blatters Wunsch geändert werden und der Schweizer seinen Wunschkandidaten mit dem gewohnt professionellem Lobbying in Stellung gebracht hat.

Europas Angst ist berechtigt, es gilt längst nicht als gewiss, dass Uefa-Präsident Michel Platini die Wahl gewinnt, wenngleich munter behauptet wird, dass er vier der sechs Föderationen auf seiner Seite habe. Seit 1974 und der Machtübernahme durch den Brasilianer João Havelange sowie Blatters seit 1998 kultivierter Liebe zu Afrika, Asien und kleinen, stimmberechtigten Inseln aus Ozeanien, hat Europa im Weltverband keine Mehrheit mehr.

Kennen Sie Scheich Ahmad al-Sabah? In seiner Heimat Kuwait war der 51-Jährige Minister für Propaganda und Energie, seit 1992 sitzt er im Internationalen Olympischen Komitee: Er verwaltet den Entwicklungshilfefonds, gefüllt mit einer halben Milliarde Dollar. Der Vorsitzende des Olympischen Rates Asiens ist ein Spielmacher im Weltsport, er half Thomas Bach im IOC-Wahlkampf. Er ist aber auch harscher Kritiker derer, die gegen die WM 2022 in Katar wettern. Für ihn sei das „Rassismus“.

Blatters Nachfolger wird in Zürich gewählt, diese Personalie wird aber ganz woanders entschieden. Wenn es zwischen Bittstellern und Scheich keine Einigung gibt – mit Garantien für die WM 2022 –, ist nicht ausgeschlossen, dass er selbst antritt, um dem Weltfußball im Aufschrei nach einer neuen Blickrichtung dienlich zu sein.

Bei der Fifa-Wahl im vergangenen Mai hatte der Uefa-Chef um Hilfe gebeten, al-Sabah und Gefährten aber stimmten für Blatter. Jetzt muss der Scheich erneut entscheiden: weiter mit Funktionären als Marionetten spielen oder den Ball zu Platini passen? Beide eint das Interesse an Katar, beide hatten für das Emirat gestimmt, Platinis Sohn verdient zudem bei lokalen Firmen sehr viel Geld. Das ist, in gewisser Weise, auch eine Form der Transparenz. Sie könnte für die Fifa-Präsidentschaft genügen.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2015)

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