Spielraum

Die Hilflosigkeit von Manchester United zeigt sich auch in der Trainerfrage. Louis van Gaal, 64, hat sich entzaubert. Noch wird der »Tulpengeneral« aber geduldet, anstatt den Irrtum zu beenden. Ein heikles Spiel.

ein steilpass
in die tiefe des sports

Diepresse.com/Sport

Im Klubmuseum stehen eine beachtliche Menge Pokale, auch Manchester United blickt gern auf seine äußerst erfolgreiche Vergangenheit zurück. Die Momentaufnahme ist allerdings ernüchternd, dabei hatte sich der Verein die Sache mit Louis van Gaal so schön ausgemalt, der Niederländer zeichnet jedoch für die derzeitige Krise verantwortlich. Van Gaal hat sich als großer Irrtum herausgestellt, ein riesiges Missverständnis, das nach einer Korrektur schreit.

Die sportlichen Misserfolge des Rekordmeisters (20 Titel) reißen nicht ab, aus 23 Ligaspielen hat man gerade einmal 37 magere Punkte geholt, so schlecht war Manchester United seit Einführung der Premier League noch nie. In der Tabelle liegen die „Red Devils“ auf Platz fünf, das grenzt an eine Demütigung. Wenn die Talfahrt weitergeht, dann läuft man Gefahr, die Champions League zu verpassen. Das ist jene Königsklasse, aus der sich das Team von Bastian Schweinsteiger bereits in der Vorrunde verabschiedet hat. Eine Niederlage in Wolfsburg war zu viel.

Die Fans haben die Schnauze voll vom „Tulpengeneral“, bei den Medien ist der Niederländer ebenso unten durch. Auf Tiefpunkte in der Liga wie dem 0:1 gegen Southampton folgte zwar nun mit dem 3:1-Pflichtsieg gegen Zweitligist Derby County im FA Cup ein Hoffnungsschimmer. Nur genügt das den Ansprüchen in Manchester? Einige Medien berichteten bereits kürzlich über ein Rücktrittsangebot van Gaals, das abgelehnt wurde. Ob der 64-Jährige bleibt oder nicht, darum geht es eigentlich nicht mehr. Es dreht sich alles nur noch um den Zeitpunkt, wann er im Theatre of dreams erlöst wird.

Das entscheidet ein zwölfköpfiger Board of Directors, der bei seiner Entscheidung den Rat von Vereinslegenden einholt, dazu gehören Bobby Charlton und Sir Alex Ferguson. Damit sollen auch Schnellschüsse vermieden werden. Berücksichtigen muss man die Rolle des einflussreichen Vizepräsidenten, Ed Woodward ist großer Anhänger des Oranje-Trainers, der über 200 Millionen Euro in neue Spieler „pumpen“ durfte und verzweifelt um Erfolg und Anerkennung ringt.

Indes läuft in Medien die Nachfolger-Diskussion. Dass José Mourinho, der bei Chelsea gehen musste, großes Interesse an diesem Job hat, ist fürwahr verbrieft. Der Portugiese soll sich beim Klub mit einem sechsseitigen Schreiben beworben haben. Sein Management bestreitet dies allerdings.

United scheint sich eher für Pep Guardiola zu interessieren. Der Bayern-Coach könnte allerdings ausgerechnet dem Stadtrivalen, Manchester City, im Wort stehen. Als dritter Kandidat wird Ryan Giggs, das Klub-Urgestein, gehandelt. Der Waliser ist derzeit Assistent von van Gaal.

In Manchester in die Fußstapfen des allgegenwärtigen Alex Ferguson zu steigen, das hat sogar Louis van Gaal überfordert.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.