Stich ins Herz: Bayerns Liebe zu Dortmund

Nach Mario Götze und Robert Lewandowski wird auch Mats Hummels beim Rekordmeister landen. Götze nun jedoch zurückzuholen ist keine gute Idee.

Die Bayern bangen um den Gesundheitszustand von Sportvorstand Matthias Sammer, dennoch schreitet die Planung für die neue Saison voran. Die Trainerfrage ist schon länger geklärt, Pep Guardiola geht nach England, Carlo Ancelotti kommt. Auch der Spielermarkt ist längst sondiert, ganz oben auf der Wunschliste steht Mats Hummels. Wieder einmal ein Dortmunder also. Kann ja gar nicht anders sein, ist man verleitet zu denken.

Die Bayern gehen am liebsten zu Dortmund einkaufen, man respektiert sich, hat aber auch keine Berührungsängste. Die Geschäftsbeziehungen sind jedenfalls offiziell bestens, man versteht sich letztlich, auch wenn der Hund im Detail begraben liegt. Noch ist der nächste Transfer eines Profis von Dortmund zu den Bayern nicht ganz fix, aber die Anzeichen haben sich in den vergangenen Tagen verdichtet, dass Mats Hummels im Sommer übersiedelt. Das kommt einem Stich ins Herz gleich. Mario Götze und Torjäger Robert Lewandowski hat man vom Ligarivalen bereits geangelt.

Die Bayern sind bekannt dafür, den berühmten Dusel gepachtet zu haben, aber auch dafür, bei Transfers in der Regel eine gute Hand zu haben. In München Scout zu sein, muss ein Traumjob sein. Tagelang sind die Vorbereitungen des spektakulärsten Transfers des Jahres gelaufen. Den 27-jährigen Hummels zieht es auch offenbar zurück in seine sportliche Heimat München. Dort wartet ein fürstlich dotierter Vier-Jahres-Kontrakt auf ihn. Kolportiert wird eine Gage von über zehn Millionen Euro, plus Prämien, aber das versteht sich von selbst. Dortmund erhält eine stattliche Ablösesumme für seinen Kapitän.

Zu den Bayern wechseln – genau für diesen Karriereschritt hat Hummels Mario Götze doch so scharf kritisiert, passiert ist es vor drei Jahren. Er könne die Entscheidung nicht nachvollziehen, schimpfte Hummels damals. „Jeder hat doch gesehen, wie gut unsere Mannschaft ist. Ich glaube einfach, dass es sportlich wenig bis keine Gründe gibt oder gab, uns zu verlassen.“ Damals hatte der BVB in der Abschlusstabelle der Bundesliga 25 Punkte Rückstand auf den Rekordmeister, nun sind es drei Spieltage vor Schluss sieben. In Berlin treffen sich Deutschlands beste Fußballklubs am 21. Mai im Cupfinale erneut zu einem Endspiel.

Hummels Vater, seine Mutter und sein Bruder wohnen in München. Seine Frau ist aus München – er selbst ist Münchner. Er spielte von 1995 bis 2008 bereits für die Bayern und wechselte dann als 19-Jähriger nach Dortmund. Jetzt kommt er als Weltmeister zurück, damit schließt sich aber eine Tür. Denn es ist keine gute Idee der Dortmunder, Spieler aus München zurückzuholen. Das sieht man am Beispiel Götze – bei den BVB-Fans ist er unten durch.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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