Die Botschaft, der Glaube und die Folgen

Sportminister Hans-Peter Doskozil.
Sportminister Hans-Peter Doskozil.(c) GEPA pictures
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Sportminister Hans-Peter Doskozil versprach bei Olympia in Rio einen „Sport ohne Politiker, dafür mit Experten“.

Sportminister Hans-Peter Doskozil nützte die Sommerspiele in Rio auch für eine Medienaudienz im Österreich-Haus. Es ist nicht unüblich oder gar verwunderlich, dass österreichische Politiker dieser Feststätte ihre Aufwartung machen. Das war schon immer so. Auch ist es keineswegs sensationell, dass rot-weiß-rote Politiker an dieser Stelle Versprechungen machen, Geld und bessere Strukturen im Sport in Aussicht stellen und später nie erfüllen geschweige denn Minuten später noch wissen, das je gesagt zu haben.

Diesmal, man mag diese Botschaft gar nicht glauben, wurde von einem Minister nichts vor- bzw. nachgejammert. Doskozil schien gut informiert über die Ergebnisse in Rio, das bis zu diesem Zeitpunkt medaillenlose Auftreten redete er nicht schlecht; im Gegenteil. Er sprach Klartext: Es sei ein Unding, dass fünf Fördertöpfe in Österreich Sportlern Gelder zuweisen, das verlaufe ohne System. Es bedürfe einer neuen Struktur, um dem Sport in Österreich zu helfen. Die Krönung: Politiker hätten im Sport nichts verloren, man brauche Experten.

Dass der SPÖ-Minister in diesem Punkt seinen Mitstreitern der Freundschaftsfraktion die Kompetenz abstritt, war erfrischend. Bundessportorganisation (BSO), die Filiale Askö, sämtliche verfilzte Institutionen mit politisch besetzten Funktionären (Fachjargon: Versorgungsposten), sie müssten rotieren angesichts dieser Feststellung. Doskozil wolle und könne nicht an allen Institutionen rütteln, mit ÖOC, Fachverbänden und Sporthilfe müsse er kooperieren. Der Kern seiner Aussagen läuft darauf hinaus: alle Macht an eine parteibuchfreie Stelle, gezielte Förderung und wer keinen Erfolg hat, fliegt eben raus. Unglaublich; endlich.

Den Minister schien dabei offenbar ein gewisser Zeitdruck zu plagen, der darauf schließen lässt, dass im Juni 2017 spätestens Neuwahlen anstehen. Er wolle Ideen vorstellen, jetzt Reformen beschließen und – per Gesetz – verankern. Auch könnte es mehr Geld geben für den Sport, wenn es denn richtig verteilt werde und bei den Athleten ankomme; nicht bei Funktionären und deren aufgeblähter, bürokratischen Apparatur.

Es klang wie ein neues Sportmärchen der Gebrüder Grimm, nach der Legende eines sportinteressierten Politikers, der dafür auch mit dem an dieser Materie vollkommen desinteressierten Koalitionspartner in den Ring steigen würde. All diese Ansätze sind nicht neu, nur in dieser Tonalität schon und zudem deshalb so erbauend, weil sie auch en gros gegen seine eigene Partei gingen. Allein: Man hört die Botschaft, begrüßt den Inhalt, doch noch fehlt der Glaube . . .

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2016)

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