Spielraum

Bundesliga in den Ferien

Bundesligastart im Juli, mitten in den Ferien, bei Hitze, in halb leeren Stadien: Ein Kontrastprogramm.

Mitten im Hochsommer, in den Schulferien und weit vor allen anderen (großen) Ligen Europas nimmt Österreichs Meisterschaft wieder ihren Spielbetrieb an diesem Wochenende auf. Offenbar hat man es hierzulande immer eilig, bei brütender Hitze in halb leere Stadien zurückzukehren, besteht tatsächlich ein schier unstillbares Verlangen nach lokaler Fußballkost oder sind die Verantwortlichen schlichtweg beratungsresistent.

Warum man nicht zwei, drei Wochen zuwartet? Womöglich müsste man dann die weiterhinfamilienunfreundlichen Anpfiffzeiten (samstags, 18.30 Uhr) argumentieren. Auch ist die Ausrede, 2018 müsste die Liga der WM wegen früher fertig sein, nur ein schwaches Argument. Alle anderen, die später anfangen, schaffen es auch und spielen in Russland womöglich sogar mit.

Österreichs Fußball steht in dieser Saison auch aus einem anderen Grund unter Beobachtung. Es ist die letzte Saison, in der das alte Format mit zwei Zehnerligen zum Einsatz kommt. Mit der Saison 2018/19 startet die Revolution, werden zwölf Klubs im Oberhaus und 16 in der Erste Liga spielen – und darauf sollte jeder besser vorbereitet sein. Neben dem Meister und dem Zweiten darf sogar der Dritte des Unterhauses auf die „Beförderung“ in die Bundesliga hoffen, wenn ihm die Relegation gelingt. Dass damit eine Verwässerung der ohnehin limitierten Spielkultur in Kraft tritt, bestreiten Organisatoren jedoch heftig.

Bleiben sieben Klubs, zu denen zumindest acht Vereine aus allen Regionalligen stoßen werden. Ab 2018 wird diese Spielkasse als Zweite Liga geführt. Bei endgültig semiprofessionellen Spielbetrieben wagen selbst einfallsreichste Werbefirmen keine Namensspielerei mehr. Ob das Fans, Spielern und Klubs gefallen wird? Wird Österreichs Fußball dadurch besser oder der Spielbetrieb für Vereine bloß leistbarer?

Unbestritten ist, dass zwölf Bundesligaklubs einen breiteren Wettbewerb bedeuten, mehr Abwechslung oder Innovation bringen, wie den Play-off-Modus. Für Attraktivität würden jedoch auch moderne Stadien, echtes Zuschauerservice oder bessere Spieler bürgen. In diesen Punkten gibt es weiterhin gehörig Diskussionsbedarf.

An einer Tradition wird aber nicht gerüttelt: am Ligastart im Hochsommer. 2018, womöglich, nein, spätestens zwei Wochen nach dem WM-Finale geht es los, Österreichs Kontrastprogramm.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2017)

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