Spielraum

Österreichs Fußballer als Exportschlager

Österreichs Fußballer sind in Deutschland der Exportschlager Nummer eins. Bei elf von 18 Bundesligaklubs stehen ÖFB-Legionäre unter Vertrag, das Nationalteam profitiert. Sorgenfrei ist Teamchef Marcel Koller dennoch nicht.

Gleich 25 Österreicher, so viele wie noch nie in der 55-jährigen Bundesligageschichte, stehen wenige Tage vor Beginn der neuen Saison in Deutschlands höchster Spielklasse unter Vertrag. Fußballer mit rot-weiß-rotem Hintergrund sind im Land des Weltmeisters längst keine Rarität mehr, auch sämtliche Witze und Schmährufe haben ausgedient. Im Legionärsranking belegt Österreich vor der Schweiz (23) und Frankreich (22) sogar erstmals seit der Saison 1980/1981 – damals waren es sechs ÖFB-Spieler – Platz eins.

Diese Tatsache ist keineswegs eine bloße Randnotiz, sie darf getrost als Auszeichnung für den heimischen Fußball betrachtet werden. Die österreichische Bundesliga hat nach Jahren des Leerlaufs ihre wahre Berufung erkannt, sie verfolgt den Ausbildungsweg nun mit aller Konsequenz. Speziell Abo-Meister Salzburg erwies sich in der jüngeren Vergangenheit als optimales Sprungbrett. Mit Marcel Sabitzer, Konrad Laimer, Stefan Ilsanker (alle Leipzig), Martin Hinteregger, Georg Teigl (beide Augsburg), Robert Žulj (Hoffenheim) und Valentino Lazaro (Hertha BSC) stehen gegenwärtig gleich sieben Akteure mit Salzburg-Vergangenheit im Aufgebot deutscher Bundesligavereine.

Bei aller, oftmals berechtigter Kritik an der Qualität der heimischen Liga im internationalen Vergleich wird ein wesentlicher Punkt fälschlicherweise gern außer Acht gelassen: Würden die Ex-Salzburger heute immer noch in Salzburg, Zlatko Junuzović und Aleksandar Dragović bei der Austria oder Guido Burgstaller und Florian Kainz für Rapid spielen, die jeweiligen Mannschaften und in weiterer Folge die gesamte Liga wären zwangsläufig besser. Der zukünftige Auftrag der Bundesliga und ihrer Vereine aber kann es auch weiterhin nur sein, die nächsten Sabitzers, Hintereggers und Burgstallers zu finden und sie für das Ausland interessant zu machen.

Legionäre aus Topligen, das ist unbestritten, bereichern auch das Spiel des Nationalteams. Unter Teamchef Marcel Koller bilden diese seit geraumer Zeit den Stamm, führten das ÖFB-Team letztlich zur EM 2016. Der Schweizer wird den Auftakt in Deutschland übrigens mit besonders großer Aufmerksamkeit verfolgen. Vor der so wichtigen und wohl vorentscheidenden WM-Qualifikationspartie in Wales am 2. September bieten sich seinen Spielern nur zwei Runden, um Spielpraxis zu sammeln.

Manche Sorgen Kollers aus dem Frühjahr könnten im Herbst in die Verlängerung gehen. In Leverkusen droht Mittelfeldabräumer Julian Baumgartlinger und Innenverteidiger Aleksandar Dragović auch unter dem neuen Trainer, Heiko Herrlich, die Ersatzbank. Im Nationalteam war das Duo bis zuletzt gesetzt – ob Koller im Spiel der letzten Chance eine Umstellung wagt?

christoph.gastinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2017)

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