Das Kraftpaket im Damentennis

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Kraftpaket Damentennis(c) EPA (BARBARA WALTON)
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Serena Williams steht zum Auftakt des ersten Major-Turniers des Jahres im Blickpunkt und Viktoria Asarenka, Titelverteidigerin und Nr. 1 der Welt, nur in ihrem Schatten.

Melbourne/Fin. Viktoria Asarenka ist die Titelverteidigerin bei den seit heute laufenden Australian Open. Die Weißrussin ist auch die Nummer eins der Welt. Und trotzdem steht Asarenka nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit und der Medien. Dafür hinterließ die US-Amerikanerin Serena Williams in den vergangenen sechs Monaten trotz einer Zehenoperation einen zu starken Eindruck. Die 31-Jährige gewann Wimbledon, die Olympischen Spiele, die US Open und auch das WTA-Tour-Finale. Sie gilt als „heimliche“ Nummer eins.

Während sich bei den Herren alles um den möglichen Melbourne-Hattrick des Serben Novak Djoković oder seine Gegner Roger Federer und Andy Murray dreht, genießt Williams bei den Damen die ungeteilte Aufmerksamkeit. Dabei war sie vor ihrem Erstrundenspiel äußerst skeptisch, ob es ihr gelingen könnte, sogar einen lupenreinen „Grand Slam“ – das sind vier Majors innerhalb eines Kalenderjahres – zu gewinnen. „Das ist ein unglaubliches Ziel. Das hat seit den 1980er-Jahren niemand geschafft“, sagte Williams in Erinnerung an Steffi Graf. Der Deutschen war es 1988 gelungen. Williams hält bei derzeit 15 Major-Gewinnen. Unmöglich scheint es also nicht...

Wunsch nach sechster Gravur

Die Australian Open, das erste Major-Event der Saison, wartet mit so viel Preisgeld auf wie noch nie. 2,43 Millionen australische Dollar (1,96 Mio. Euro) werden an die Turniersieger ausbezahlt. Aber auch Verlierer werden gut entlohnt. Wer bereits in der ersten Runde scheitert, hat 22.229 Euro verdient. Das Aus in Runde zwei ist mit 36.646,26 Euro dotiert.

Geld spielt für Williams allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle in ihrer Sportkarriere. Sie war 122 Wochen lang WTA-Weltranglistenerste, hat 47 Turniere und insgesamt 42 Millionen Dollar an Preisgeldern gewonnen – sie will nur an die Spitze zurück. Aktuell ist die Amerikanerin Nummer drei der Welt, im Halbfinale könnte es zum Schlagabtausch mit Asarenka kommen. Da würde es nicht nur um den Finaleinzug, sondern auch um den Tennisthron gehen. Williams war im Vorjahr in Melbourne bereits im Achtelfinale ausgeschieden, der Finaleinzug würde ihr bereits die Krone sichern. „Ich fühle mich richtig gut. Ich bin ruhiger als früher, völlig relaxed“, sagte Williams, deren Name bereits fünf Mal in die „Daphne Akhurst Memorial Trophy“ eingraviert wurde.

Für Williams, deren Aufschläge die 200-km/h-Marke kratzen können, wäre die erneute Führungsrolle von großer Bedeutung. Amerikaner lieben die Statistik, sie erklärt ihnen den Sport, daran orientieren sie sich – ausnahmslos. Und Williams hat nun die Chance, die älteste Nummer eins der WTA-Geschichte werden zu können. Chris Evert war 1985 30 Jahre und elf Monate alt, als sie an der Spitze der Weltrangliste stand.

Für Asarenka ist das mediale Spiel mitunter ermüdend, schließlich ist die Linz-Siegerin die Nummer eins der Welt. Doch sie nimmt es klaglos hin, sie wirkt manchmal sogar erleichtert, weil Fotografen ein anderes Ziel suchen. Doch die bissigen Fragen bleiben, die 23-Jährige sagt: „Serena ist die Spielerin, die es zu schlagen gilt. Ich bin nicht hier, um den Titel zu verteidigen, sondern will gutes Tennis zeigen und viele Spiele gewinnen.“ Von sich und ihrem Können überzeugte Sportler klingen zumeist anders. Aber auch Williams will sich nicht zu sehr in die Favoritenrolle drängen lassen: „Ich mag das nicht. Ich muss sieben Matches gewinnen, auch jede andere in der Auslosung will das und hat die gleiche Möglichkeit dazu.“

Melzer mit Olivier Rochus

Nicht mit seinem Freund und Standard-Doppelpartner Philipp Petzschner, sondern mit dem Belgier Olivier Rochus bestreitet Jürgen Melzer die Australian Open. Der Deutsche, der vor Kurzem zum zweiten Mal Vater geworden ist, laboriert an einer Oberschenkelverletzung. Das neu formierte Duo trifft in Runde eins auf den Wiener Alexander Peya, der mit dem Brasilianer Bruno Soares (BRA) als Nummer neun gesetzt ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2013)

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