Daviscup-Team: Pleiten, Pech und Abstiegsängste

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Österreichs Daviscup-Team liegt im Relegationsduell in den Niederlanden 0:2 zurück. Ersatzmann Oliver Marach und Jürgen Melzer verloren ihre Einzel.

Oliver Marach hatte sich seinen Start in den Tag ganz anders vorgestellt. „Es war 8:15 Uhr, ich war gerade beim Brotstreichen, als Clemens (Trimmel, Anm.) gekommen ist und gesagt hat, dass ich heute spiele. Ich habe gesagt: 'ganz witzig' und er hat gemeint, 'das ist kein Scherz'.“ Marach, ein Doppelspezialist, musste am ersten Tag des Daviscup-Relegationsduells in den Niederlanden den über Nacht erkrankten Andreas Haider-Maurer im Auftakt-Einzel ersetzen. Beim 4:6, 3:6, 1:6 gegen den Weltranglisten-62. Robin Haase war der Steirer zwar bemüht, aber chancenlos.

Seit 2010 spielt Marach praktisch ausschließlich Doppel, vor sieben Jahren hatte er zuletzt ein Einzel im Daviscup bestritten. „Ich habe mich nach fünf Games gefühlt, als bräuchte ich einen Krankenwagen“, sagte der 33-Jährige später scherzhaft und spielte auf die doch konträren, physischen Belastungen in Einzel und Doppel an. Haase, der seine beiden einzigen ATP-Titel in Kitzbühel gewinnen konnte, hatte mit Marach als Konkurrent freilich seine Freude. „Ich will nicht arrogant klingen, aber er hat seit Jahren nicht regelmäßig Einzel gespielt. Wenn ich ihn in einem 'Best-of-five'-Match nicht schlagen kann, dann habe ich ein Problem.“

„Was wäre wenn“-Spielchen

Mit der kurzfristigen Nominierung Marachs wurde unmittelbar vor Beginn des Länderkampfes auch die Personaldiskussion im Daviscup-Team neu losgetreten. Das ÖTV-Quartett besteht in Groningen aus zwei Einzelspielern (Melzer, Haider-Maurer) und zwei Doppelspezialisten (Marach, Knowle), wobei Melzer auch hervorragend Doppel spielen kann und dies in der Vergangenheit auch schon im Daviscup getan hat.
Durch den Ausfall Haider-Maurers aber fehlte dem Team eine echte Alternative für das Einzel. Ursprünglich wäre dafür auch der 20-jährige Dominic Thiem eine Option gewesen, mit ihm konnte der Verband im Vorfeld aber keine Einigung erzielen. Ein anderer Einzelspieler wie etwa Gerald Melzer oder Martin Fischer wurde nicht in Betracht gezogen.

Österreichs Mannschaft ist zugleich auch vom Pech verfolgt. „Es ist ganz bitter, was in der letzten Woche alles passiert ist. Zuerst die Verletzung von Alex (Peya, Anm.), der seine beste Doppelsaison hat und Nummer drei der Welt ist. Und jetzt die Erkrankung von Andreas“, haderte Marach, der für das heutige Doppel mit Melzer (15 Uhr, live in ORF Sport Plus) nominiert ist. Auf Seiten der Gastgeber dürften Jesse Huta-Galung und Jean-Julien Rojer antreten. Eine im dritten Satz des Einzels aufgetretene Verhärtung der Adduktoren sollte Marach keine Probleme bereiten: „Doppel könnte ich fix spielen.“ Bis eine Stunde vor Spielbeginn kann Kapitän Clemens Trimmel personelle Änderungen vornehmen und so Julian Knowle zum Einsatz kommen lassen.

Melzer vergibt 2:1-Satzführung

Dem Doppel kommt traditionell große Bedeutung zu, oftmals fällt am zweiten Tag eine Vorentscheidung. Die Niederlande könnte sogar schon eine endgültige Entscheidung herbeiführen. Denn Österreich liegt nach dem ersten Tag mit 0:2 zurück. Neben Marach verlor auch Jürgen Melzer sein Einzel, der Deutsch-Wagramer unterlag Thiemo de Bakker nach 3:37 Stunden Spielzeit mit 7:5, 5:7, 7:5, 4:6, 1:6.  Melzer wirkte dreieinhalb Sätze wie der etwas konstantere Spieler, speziell in den entscheidenden Momenten wusste er mit dem Druck umzugehen.

Doch nach dem Break zum 4:5 im vierten Satz verlor der 32-Jährige die Ruhe in seinem Spiel, Selbstvertrauen wich Verunsicherung. Im fünften Satz lag Melzer rasch mit 0:4 zurück, wirkte zudem physisch angeschlagen. De Bakker riss mit seiner emotionalen Art das begeisterungsfähige Publikum im MartiniPlaza-Stadion mit, nach dem Matchball herrschte Volksfeststimmung. Heute sollen die Feierlichkeiten fortgesetzt werden.

Daviscup-Relegation, Zwischenstände
Spanien (mit Nadal) - Ukraine 2:0

Kroatien - Großbritannien (mit Murray) 1:1

Schweiz - Ecuador 2:0

Deutschland - Brasilien 2:0

Japan - Kolumbien 1:1

Belgien - Israel 1:2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.9.2013)

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