Tennis: Krönung als nächste Kampfansage

TENNIS, ATP World Tour Finals 2013, Novak Djoković
TENNIS, ATP World Tour Finals 2013, Novak Djoković(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Alan Grieves)
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Novak Djoković gewann das ATP-World-Masters, Rafael Nadal ist Nummer eins der ATP – wer ist nun der bessere Spieler? Der Serbe konzentriert sich 2014 auf die Grand-Slams.

London. Es regnete Confetti, ein Feuerwerk wurde entfacht, und als der Serbe Novak Djoković in der Londoner O2-Arena von 15.000 Zuschauern lautstark und mit Ovationen gefeiert wurde, herrschte letztlich trotzdem Uneinigkeit darüber, wer denn nun wirklich die (echte) Nummer eins der Tenniswelt ist. Djoković gewann das Finale des ATP-World-Masters gegen den Spanier Rafael Nadal in souveräner Manier. 6:3, 6:4 lautete der Endstand, es ist sein dritter Triumph nach 2008 und 2012. Doch die Nummer eins ist trotzdem der Spanier.

Das finale Match der Saison hätte keine bessere Besetzung finden können. Die Dominatoren der Saison, zugleich Nummer eins und zwei der Welt – sie hatten in den vergangenen Monaten kaum einen Gegner. Der Spanier David Ferrer, er beendet das Jahr als Weltranglistendritter, hat nicht einmal die Hälfte von Djoković' Punkten.

Zehn Titel, nur sieben verlorene Spiele

Der Serbe hatte nach dem gegen Nadal verlorenen US-Open-Finale 22 Siege en suite gefeiert. Der Australian-Open-Champion gewann die Titel in Peking, Shanghai, Paris und nun in London. Eine Bilanz, die an sich kaum eine Diskussion zulässt, wer denn der Beste sei. Wäre da nicht die beeindruckende, nahezu makellose Vorstellung Nadals – sie überstrahlt alles.

Der Mallorquiner kehrte erst im Februar nach siebenmonatiger Verletzungspause zurückgekehrt und belehrte alle Kritiker, die von seinem Karriereende gesprochen hatten, eines Besseren. Er schloss seine Comebacksaison mit nur sieben Niederlagen und dem 14.Finale ab. Zehnmal ging er als Turniersieger vom Platz. Als erster Spieler überhaupt schaffte es Nadal zum Jahresende zum zweiten Mal zurück zur Nummer eins, 2008 und 2010 hatte er diese Position schon innegehabt. Er gewann in Paris, in New York, bei etlichen Masters – allen anderen blieb zumeist nur die unbedankte Nebenrolle.

Keine Monotonie im ewigen Duell

Nadal gegen Djoković gab es mit dem 17. Djoković-Sieg nun schon 39 Mal, langweilig und monoton wird dieses Duell dennoch nicht. „Wir treiben einander bis ans Limit und werden dadurch auch immer besser“, meint etwa Djoković. „Wir arbeiten noch intensiver an unserem Spiel. Es ist immer eine große Herausforderung. Das ist eine hervorragende Basis für die nächste Saison. Ich bin extra motiviert und inspiriert.“ Für Nadal, der auch sein zweites Masters-Finale nach 2010 verloren hat, mag das als Lob klingen. Für alle anderen Tennisprofis ist das eine durchaus unangenehme Ansage.

Ausschlaggebend für sein Finish sei die Niederlage in New York gewesen, erklärt Djoković. Im Rückspiegel betrachtet waren es drei epische Spiele: Er verlor gegen Nadal im Paris-Halbfinale, gegen Andy Murray im Wimbledon, in New York erneut gegen Nadal. „Ich habe bei drei Grand-Slams drei Niederlagen erlitten, nach den US-Open musste ich also etwas ändern.“ Dieser Rückschlag habe dem 26-Jährigen und seinem Trainerteam, dem auch Konditionstrainer Gebhard Gritsch angehört, zu denken gegeben. Er erhöhte das Tempo, legt nun mehr Wert auf Volleys, seine Sicherheit am Netz ist unübersehbar, das Service gewaltig. Wer aber ist der bessere Spieler? „Er war viel besser als ich“, gab sich Nadal als fairer Verlierer. Djoković sagt, dass Nadals Serie das Maximum sei.

Im Schmeicheln steht es unentschieden. Auf dem Platz hat sich der Serbe, der auch beim Daviscup-Finale gegen Tschechien im Einsatz ist, aber sehr deutlich in Szene gesetzt. Dennoch: Auch dieser Triumph über Nadal ist nur eine Momentaufnahme. (da)

AUF EINEN BLICK

Rafael Nadal (13.030 Punkte) beendet das Tennisjahr trotz der Niederlage beim Londoner World-Tour-Finale in der Weltrangliste mit 920 Punkten Vorsprung auf Novak Djoković (12.110) als Nummer eins. Der Serbe hat nach dem dritten Masters-Titel mehr als doppelt so viele Punkte wie der drittplatzierte David Ferrer (5800) auf dem Konto.

Bester Österreicher ist Jürgen Melzer (27.) vor A.Haider-Maurer (112.) und Dominic Thiem (122.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2013)

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