Tennis: Der letzte Schritt aus Federers Schatten

AUSTRALIA TENNIS AUSTRALIAN OPEN GRAND SLAM
AUSTRALIA TENNIS AUSTRALIAN OPEN GRAND SLAMAPA/EPA/NARENDRA SHRESTHA
  • Drucken

Nach 25 Melbourne-Siegen in Folge musste sich Titelverteidiger Novak Djoković im Viertelfinale der Australian Open Stanislas Wawrinka in fünf Sätzen geschlagen geben.

Melbourne/Wien. Möglicherweise überkam Stanislas Wawrinka so etwas wie eine böse Vorahnung. Eben noch hatte der Schweizer im Viertelfinale der Australian Open Titelverteidiger Novak Djoković zwei Sätze lang regelrecht vorgeführt, ehe er im vierten eine 40:0-Führung verspielte und das entscheidende Break zum 3:5 kassierte, womit sein Gegner zurück im Spiel war. Wawrinka fluchte, schoss wutentbrannt einen Ball auf die Tribüne und kassierte eine Verwarnung. Zu frisch waren beim 28-Jährigen, der lange Zeit nur als Roger Federers Schattenmann gegolten hatte, wohl die Erinnerungen an das letztjährige Achtelfinale in Melbourne sowie das Halbfinale bei den US Open. Beide Male hatte sich Wawrinka mit Djoković einen entfesselten Kampf auf Augenhöhe geliefert, um letztlich doch nur mit leeren Händen da zu stehen.

Diesmal aber durfte Wawrinka jubeln. Nach vier Stunden verwertete er den ersten Matchball zum 2:6-6:4- 6:2-3:6-9:7-Erfolg. „Ich war müde, hatte leichte Krämpfe und war nervös. Aber jetzt bin ich nur sehr, sehr glücklich“, meinte der Sieger. „Ich kann mir nichts vorwerfen. Er hat den Sieg verdient“, meinte der entthronte Djoković.

Dabei schienen die Vorzeichen eindeutig: In der Rod-Laver-Arena standen sich beide zum 18. Mal gegenüber. Anno 2006 konnte der Schweizer zwei Duelle mit dem damals aufstrebenden Newcomer aus Serbien für sich entscheiden, danach zog er stets den Kürzeren. Zudem blickte Djoković im Melbourne Park auf eine Serie von drei Titeln und 25 Siegen in Folge.

„Stan the Man“ biss sich zurück

Was sich Wawrinka auch vorgenommen hatte, der Auftakt misslang ihm jedenfalls völlig. Nach nur 31 Minuten ging der erste Satz an Djoković. Vielleicht aber steckte dahinter auch nur ein gefinkelter Masterplan, denn in den letzten Partien war es genau umgekehrt verlaufen. Dem brillanten Beginn folgte der Rückfall, diesmal biss sich „Stan the Man“ hingegen großartig zurück in die Partie. Nach einem Marathon-Ballwechsel mit 29 Schlägen schaffte er das Break und besiegelte Djokovićs ersten Satzverlust im Turnierverlauf.

Damit war alles für den nächsten Fünf-Satz-Krimi angerichtet, und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Wawrinka spielte sich in einen Rausch, dominierte plötzlich Djoković beim Aufschlag, an der Grundlinie und am Netz. Die Entscheidung im fünften Satz brachten aber letztlich zwei einfache Fehler des Serben. Bei eigenem Aufschlag setzte er Wawrinkas Return ins Out, ein misslungener Volley machte dann die erste Niederlage seit 28 Partien sowie die erste unter Neo-Coach Boris Becker amtlich. Zudem verpasste Djoković erstmals seit den French Open 2010 ein Grand-Slam-Halbfinale.

Wawrinka bestreitet indes am Donnerstag das erst zweite seiner Karriere gegen den Tschechen Tomas Berdych (6:1, 6:4, 2:6, 6:4 gegen David Ferrer). Im Head-to-Head führt der Schweizer 8:5, die letzten drei Duelle gewann er.

AUSTRALIAN OPEN VIERTELFINALE

Herren:Wawrinka (SUI-8) – Djoković (SRB-2) 2:6, 6:4, 6:2, 3:6, 9:7, Berdych (CZE-7) – Ferrer (ESP-3) 6:1, 6:4, 2:6, 6:4.

Damen: Li (CHN-4) – Pennetta (ITA-28) 6:2, 6:2, Bouchard (CAN-30) – Ivanović (SRB-14) 5:7, 7:5, 6:2.

Doppel:Errani/Vinci (ITA-1) – Black/Mirza (ZIM/IND-6) 6:2, 3:6, 6:4, Makarowá/Wesnina (RUS-3) – Hlaváčková/Šafářová (CZE-7) 6:2, 2:6, 7:6,Kops-Jones/Spears (USA) – Peer/Soler-Espinosa (ISR/SP) 6:4, 6:0.

Junioren, 2. Runde:Jasika (AUS) – Miedler (AUT-13) 6:1, 6:4.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.